Awareness72

Wir sind das Awareness-Team aus dem Epplehaus. Mit unserer Arbeit möchten wir mehr Bewusstsein für Sexismus, sexualisierte Gewalt und jegliche andere Formen von Diskriminierung herstellen. Denn nur als Gemeinschaft können wir patriachale Unterdrückungsformen nachhaltig überwinden. Unseren Tätigkeitsbereich sehen wir auf Veranstaltungen und Partys, sowie in den lokalen Strukturen. In unserem Team entscheiden wir per Konsensverfahren mit Vetorecht ohne Begründung.

Awareness kommt von „to be aware“ und bedeutet also, sich bewusst sein, etwas wahrnehmen und für gewisse Problematiken sensibilisiert sein. Es handelt sich um ein antisexistisches Konzept, d.h. es hinterfragt gesellschaftliche Machtverhältnisse, sowie die eigene Positionierung in diesen. Als Awareness-Team stehen wir für einen achtsamen und bewussten Umgang mit sexualisierter Gewalt und Diskriminierung ein.

Wir verstehen uns als einen queer-feministischen Zusammenschluss, dem ein intersektionaler Zugang zur Auseinandersetzung mit struktureller Gewalt, Machtverhältnissen und Diskriminierungen sehr wichtig ist. Da Care- und Bildungsarbeit noch immer überwiegend von Flinta*s geleistet wird, ist unser Team offen für alle Gender. So können wir Verantwortung und Mental Load gerechter Verteilen. Auf Partys bieten wir aber Flinta*-Schutzräume an und arbeiten daher ausschließlich in gemischten Schichten.

Das Awareness-Team selbst ist natürlich auch nicht frei von diskriminierendem Verhalten, denn auch wir wurden im Patriarchat sozialisiert. Uns verbindet aber ein ernsthaftes Interesse daran diese Machtstrukturen aufzubrechen und zu überwinden. Dazu gehört auch immer eine selbstkritsche Reflexion des eigenen Handelns. In unseren Texten erheben wird keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Uns ist wichtig, dass wir uns auf einer individuellen Ebene weiterbilden und uns mit vielen Themen beschäftigen. Trotzdem müssen wir hervorheben, dass wir keine ausgebildeten Fachkräfte (wie z.B. Sozialarbeiter*innen oder ähnliches) sind und dadurch nicht immer die nötigen Kompetenzen haben.

Als Awareness-Team aus dem Epplehaus wollen wir zuerst ein Konzept auf Veranstaltungen in den Eppleräumen erstellen. Dabei stellen Betroffenenschutz und -unterstützung für uns die Hauptziele dar. Wir wollen die Bedürfnisse und Belange derer in den Mittelpunkt rücken, die Gewalt erfahren (haben). Zu einem umfassenden Awareness-Angebot gehört natürlich auch die Arbeit mit Täter*innen, dafür fehlen uns aber aktuell Kapazitäten sowie die notwendige Expertise.

Auf einer Veranstaltung steht für uns im Vordergrund, dass sich alle Menschen wohl fühlen und kein grenzüberschreitendes und diskriminierendes Verhalten erfahren müssen. Die Konzepte von einem achtsamen Miteinander sind uns aber auch außerhalb von Partys wichtig. Unser Ziel ist es, im Epplehaus einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen auf Augenhöhe begegenen können.

Zukunftig möchten wir auch strukturübergreifend arbeiten, um unser Angebot breiter Verfügbar zu machen. Dafür treffen wir uns seit unserem Zusammenschluss wöchentlich in den Räumen des Epplehauses. Unser Team besteht bisher aus Personen aus unterschiedlichen Strukturen aus Tübingen und Reutlingen. Unter anderem lesen und reflektieren wir gemeinsam Inhalte, in denen Awarenesskonzepte für Veranstaltungen und das Zusammenleben theoretisch behandelt werden. Auf Veranstaltungen wollen wir durch Plakate in den Räumlichkeiten auf uns aufmerksam machen, erkennbar sind wir dann durch rosa Schals. In einer Schicht arbeiten immer mindestens zwei Personen. Zusätzlich stellen wir einen Awareness-Tisch auf, auf dem Infomaterial ausgelegt sein wird. Dort wird auch stets eine Ansprechperson anzutreffen sein. Aber auch über die Theke soll Kontakt zu uns hergestellt werden können.

Wir arbeiten mit dem feministischen Ansatz der Definitionsmacht.

Dies bedeutet, dass eine betroffene Person, welche sich an uns wendet, selbst das Recht hat zu definieren, was sexualisierte Gewalt (oder andere Diskriminierungsformen) sind und, ob sie solche erlebt hat. Es geht also darum, statt objektiver Kriterien das subjektive Erleben einer Person in den Mittelpunkt zu rücken.

Auf einer Veranstaltung wollen wir einen ruhigen Rückzugsort zur Verfügung stellen. Hier möchten wir einen Schutzraum kreieren, der nach einer grenzüberschreitenden, diskriminierenden und/oder gewaltvollen Erfahrung als safe-Space für eine betroffene Person dienen soll, beziehungsweise kann.

Unser Ziel ist es, eine betroffene Person auf einer Veranstaltung unmittelbar zu schützen. Wir möchten ein offenes Ohr für Gespräche anbieten, und dabei ganz gezielt die akuten Bedürfnisse der Person in den Vordergrund stellen. Dies kann neben dem Angebot zu Gesprächen, und der Person einen safe-Space zu geben, beispielsweise auch (je nach Wunsch) durch einen Rauswurf der Täterperson passieren, oder dadurch, der betroffenen Person einen sicheren Heimweg zu gewährleisten.Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Schutz-Team von besonderer Bedeutung. Auch bei weiteren Sanktionsmaßnahmen steht für uns im Vordergrund, sich für die betroffene Person und deren Bedürfnisse einzusetzen, unter der Beachtung der Epple-Hausregeln. Langfristige Konsequenzen, wie zum Beispiel ein Hausverbot werden dann im Plenum der gesamten Hausstruktur diskutiert und beschlossen.

Wenn du dich an uns wenden möchtest weil du unsere Hilfe auf Veranstaltungen in Anspruch nehmen willst oder Lust hast Teil von unserem Team zu werden, melde dich gerne unter unserer Mailadresse: awareness72[at]epplehaus.de

Außerdem sind wir ebenfalls über unseren Instagrammkanal erreichbar: @awareness.72

Anmerkung: Zum aktuellen Zeitpunkt, also zur Veröffentlichung dieses Textes, können wir extern angefragte Verastaltungen noch nicht betreuen.