Unter dem Titel „Für alle Geflüchteten und gegen jede Abschiebung“ ruft ein breites Bündnis von Geflüchteten, Flüchtlingsinitiativen, Unterstützer*innen und anderweitig zivilgesellschaftlich engagierten Menschen aus Herrenberg und dem Großraum Stuttgart zum Protest gegen Abschiebung und besonders gegen die aktuellen Sammelabschiebungen nach Afghanistan auf.
Beginn: 13. Mai 2017 // 13:00 Uhr
Startpunkt: Bahnhof Herrenberg
Aufruf:
Insgesamt leben derzeit knapp 250.000 Geflüchtete aus Afghanistan in Deutschland, sie sind vor Krieg und Terror in ihrem Land geflohen, und einige davon wohnen und leben in Unterkünften in Herrenberg und der Umgebung, also in unserer Nachbarschaft. Von der aktuellen Flüchtlingspolitik sind sind direkt und akut betroffen.
Im vergangen Herbst 2016 hat die Bundesregierung beschlossen die Abschiebungen nach Afghanistan zu verstärken und mehr als 12.000 Menschen in ihr Heimatland zurückzuschicken. Diese Vorhaben veranlasste seitdem bundesweit zahlreiche Menschen und Gruppen dazu, ihren Unmut über die gegenwärtige Abschiebepraxis und Flüchtlingspolitik auf die Straße zu tragen. Trotz der Proteste wurden jedoch zwischen Dezember 2016 und März 2017 insgesamt 92 Afghanen*innen aus Deutschland in ihr Heimatland abgeschoben.
Begründet und legitimiert wird dies seitens der Bundesregierung durch die Behauptung, es gäbe in Afghanistan Regionen, die Sicher seien und in der keine Gefahr für Leib und Leben bestehe. Paradoxerweise warnt jedoch das Auswärtige Amt die Bundesbürger vor einer Reise nach Afghanistan, auf deren Internetseite heisst es dazu unter anderem: „In ganz Afghanistan besteht ein hohes Risiko, Opfer einer Entführung oder eines Gewaltverbrechens zu werden. Landesweit kann es zu Attentaten, Überfällen, Entführungen und andere Gewaltverbrechen kommen.“
Seit Beginn des Krieges gegen die Taliban 2001 haben über 70.000 Menschen in Afghanistan ihr Leben durch Gewalteinwirkung verloren, beinahe täglich berichten Medien über neue Opfer des permanenten Kriegszustand im Land. Die Fluchtursachen bestehen also weiterhin. Da verwundert es auch nicht, das nach wie vor viele Afghan*innen nach Europa flüchten und in Deutschland Schutz suchen. 2016 stellten 127.012 Menschen hier einen Antrag auf Asyl, 2017 waren es Stand März 5.613.
Auch diese Zahlen widersprechen dem Märchen vom sicheren Herkunftsland. Darüber hinaus sind wir jedoch der Meinung, dass es jedem Menschen zusteht, den Ort an dem er leben möchte frei zu wählen. Angelehnt an zum Beispiel kosmopolitische Ideen, betrachten wir die gesamte Erde als die Heimat aller Menschen, und somit proklamieren wir ein Recht aller „Erdenbürger*innen“ auf weltweite Bewegungsfreiheit. Aus diesem Verständnis heraus ergibt sich auch die Ablehnung von Abschiebungen, ganz gleich wie sicher oder unsicher ein Land ist. Unsere Solidarität und praktische Unterstützung gilt also ausdrücklich allen Geflüchteten, ganz gleich welcher Nationalität, die gerne in Europa, in Deutschland, in Herrenberg bleiben wollen aber gehen sollen.
Kontakt für die Presse: fuereinefreiewelt@mtmedia.org
Programmhinweis
13.05.2017 ab 16:00 im Jugendhaus Herrenberg (Schießmauerstr. 20) „Das EU-Grenzregime und seine Profiteure“ Vortrag von Jacqueline Andres aus Tübingen, Informationsstelle Militarisierung
„Afghanistan ist kein sicheres Herkunftsland“ Vortrag von Edris Joya aus Afghanistan, Redakteur des SWR
„Erlebnisse und Zukunftsvisionen von jungen Menschen aus der ganzen Welt“
Kurzfilme und Workshop des Projekts Refugees Telling mit Gonzalez Isaac, Holzgerligen
„Willkommen Zuhause“ Dokumentation von Eliza Petkova, Berlin
Afghanisches Essen Küche für Alle
Kinderprogramm
Musik
DJ Jan – Worldmusic(Tübingen)
Jesień – Artrock(Polen)
Etalon Zero – Punkrock(Berlin)
Wesele-Artrock(Polen)