Das Epplehaus wird am 22. Juni 2022 ein halbes Jahrhundert alt. Ob die Menschen, die in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 1972 das Gebäude in der Karlsstraße 13 besetzten, sich vorstellen konnten, dass ihre Besetzung 50 Jahre lang hält?
Vielleicht schon, in Tübingen wurde immerhin Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ geboren.
Seit der Besetzung des leer stehenden Gebäudes nach einem Konzert von „Ton Steine Scherben“ ist viel Wasser den Neckar runter geflossen. Generationen wurden im Epplehaus erwachsen und sind ihm wieder entwachsen. Viele Epplis haben Tübingen verlassen, aber einige trugen weiter einen Funken vom Epplehaus-Spirit in sich.
Hunderte, vermutlich tausende, vor allem junger Menschen, sind durch die praktische Schule der Basisdemokratie und der Selbstorganisation gegangen.
Hunderttausende waren auf Partys und Konzerten zu Gast. Es wurde getanzt, gefeiert, getrunken und geredet. Paare fanden sich, Paare trennten sich. Freundschaften entstanden und wuchsen.
Für viele Aktive war das Epplehaus auch der notwendige Rückzugsraum vor Alltagsstress, Problemen mit den Eltern und ein Treffpunkt mit Freundinnen. Das Epple bot Raum, vor allem Freiraum. Zum organisieren, lernen, treffen, veranstalten und Musik machen. Als relativ unkommerzieller Veranstaltungsraum war das Epplehaus ein Experimentierfeld für Musik-Richtungen abseits des Mainstreams wie Punkrock, Reggae, Metal oder Dubstep.
Für einige DJs und Live-Musikerinnen wurde das Epple ein Sprungbrett zum Erfolg. Der damalige Sozialarbeiter Hartmut Litzbarski merkte im März 2000 an: „Die Hälfte unserer regelmäßigen DJs geht jetzt nach Hamburg, die andere nach Berlin.“
Das „Schwäbisches Tagblatt“ nannte 2004 das Epplehaus anerkennend ein „Zentrum der Jugendkulturförderung, Mekka verschiedener Szene-Gruppen, Schmiede zahlreicher Musiker“.
In einem Artikel am 17. Mai 2005 im „Schwäbisches Tagblatt“ hieß es sogar einmal: „Nach dem Konzert wurde im Epplehaus weitergefeiert, dessen Macher längst das Bundesverdienstkreuz hätten, wenn Punk als wohltätig gälte.“
Vermutlich würde so etwas wie das Bundesverdienstkreuz aber von den Epple-Aktiven abgelehnt werden. Denn das Haus hat sich vielleicht äußerlich gewandelt, die Besetzung hat immer wieder gewechselt – und doch ist das Haus unbequem geblieben!
Wir feiern am 24. und 25. Juni 2022 den 50. Jahrestag der Epple-Besetzung.
Informationen zum Programm findet ihr hier: Epplehaus Jubiläums – Openair
Wir suchen noch helfende Hände für das Jubiläum. Falls ihr Interesse habt schaut hier vorbei: Schichtplan 50-Jahre
Auf die nächsten 50 Jahre!