Keine Nächstenliebe für die TOS!

Bis 2010 war TOS die Abkürzung für „Tübinger Offensive Stadtmission“, seitdem fungiert das Kürzel als Eigenname. Bei der TOS handelt es sich um eine evangelikale Freikirche neupfingstlerisch-charismatischer Ausrichtung.
Zentrale Bezugspersonen sind das Pastoren-Ehepaar Jobst und Charlotte Bittner.
Tübingen ist Gründungsort und weiterhin Zentrale der TOS. Hier soll die TOS über 350 Gemeindemitglieder verfügen, weitere hunderte Nicht-Mitglieder besuchen ihre Gottesdienste.
Seit Gründung der TOS 1990 hat sich die TOS in Tübingen gut verankert. Hier verfügt sie über Immobilien-Besitz und hat diverse Unter-Organisationen, z.B. eine eigene Hochschulgruppe, einen Verlag, eine Pfadfindergruppe, Bands und mehrere Vereine.
Erscheint die TOS auf den ersten Blick freundlich und sozial engagiert, so handelt es sich bei genaueren Betrachtung um eine homofeindliche und in sekten-ähnliche Gruppierung.
Orientiert wird sich an einer engen, theologisch-konservativen Interpretation der Bibel als dem ‚unfehlbaren‘ Wort Gottes. Zitat von der TOS-Homepage: „Grundlage allen Denkens und Handelns in der Gemeinde ist die Bibel.“

Aus emanzipatorischer Perspektive ergeben sich folgende konkrete Kritikpunkte an der TOS.

  1. christlicher Nationalismus
    Die TOS vertritt einen christlich geprägten Nationalismus („Deutschland braucht Jesus“, „Deutschland braucht kontinuierliches TAG UND NACHT GEBET“), der sich zum Beispiel in der „Gebetskonferenz für Deutschland“ im September 2021 äußerte.
  2. christliche Homofeindlichkeit
    In der NDR-Dokumentation „Mission unter falscher Flagge“ von 2014 heißt es: „Eine charismatische Gemeinde ist die TOS Gemeinde Tübingen. Wer hier Mitglied sein will, soll vorher eine sogenannte Lebensbeichte ablegen. Anhand einer mehrseitigen Liste kann man potenzielle Sünden identifizieren. Dazu zählen Geisteskrankheiten, die Tatsache, dass man seine Eltern als Kind nackt gesehen hat oder auch Homosexualität und homosexuelle Gedanken. Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS wiegelt ab, es gehe weniger um die einzelnen Dinge bei der Lebensbeichte, sondern darum, „dass ich mich von Gott abwende“. Die Lebensbeichte solle eher „wie ein Spiegel“ sein, durch den man sich Gott wieder zuwenden könne, so Bittner.
    Die TOS Gemeinde Tübingen veranstaltet immer wieder sogenannte Heilungsgottesdienste oder Heilungskonferenzen. Bei einer dieser Veranstaltungen Anfang des Jahres war auch der Arzt Dr. Arne Elsen aus Hamburg – eigentlich Diabetologe – anwesend, der auf die Frage eines homosexuellen „Panorama“-Reporters, ob er ihn von seiner Homosexualität heilen könne, antworte: „Logisch“.
    […] „Die Bibel lehnt Homosexualität als Lebensstil ab,“ sagt Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS.“
  3. religiöser Philosemitismus
    Die TOS veranstaltet seit 2007 so genannte „Märsche des Lebens“ für Shoah-Überlebende. Was sich anhört wie eine sinnvolle Aktion, wird aus einem sehr schrägen Geschichtsverständnis abgeleitet. Zum einen geht es um das evangelikale Verständnis von Jüdinnen als dem „auserwählten Volk Gottes“, zum anderen wird die Shoah als religiöse „Vorfahrenschuld“ der nichtjüdischen Deutschen verstanden. Davon gilt es sich zu befreien („Jesus vergibt dir den Holocaust“), was in Form eines Exorzismus der NS-Geschichte versucht wird.
    Mit einer rationalen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte hat das nichts zu tun, zumal andere NS-Opfergruppen ignoriert werden.
    Es ist auch zu fragen, wie weit die Judenliebe der TOS geht, wenn Jüd
    innen nicht Jesus als ihren Messias anerkennen. So ist der Partner der TOS in Israel das „Jerusalem Institute of Justice“ (JIJ) in Tel Aviv, dessen einziger Vertreter ein messianischer Jude ist.
  4. Wunderheilung
    Die TOS bietet verzweifelten Menschen vermeintliche Wunderheilungen über so genannte Healingrooms an. Die Teilnahmegebühr an diesen betrug 2017 150 Euro. Außerdem lädt sie Heiler von außerhalb ein. Über einen Auftritt des Heilers Charles Ndifon für die TOS hieß es 2017: „Er machte von der Bühne aus nur noch die Feststellung, welche Krankheiten in welcher Ecke des Zeltes gerade geheilt würden. Danach forderte er diejenigen, die sich gemeint fühlten, auf, nach vorne zu kommen.
    Vorne an der Bühne wurden von Helfern diejenigen aussortiert und zurückgeschickt, die eindeutig schwere Krankheiten hatten, z.B. im Rollstuhl saßen. Auf der Bühne demonstrierte er dann die erfolgten Heilungen; wenn seine Demonstrationen nicht gelangen, verspottete er die Kranken, die angeblich nur simulierten.“
    (Annette Kick: Gesundheit als „Christenpflicht“! Heilungsbewegungen kritisch hinterfragt über eine Wunderheilung bei der TOS, 2017)
  5. sekten-artiges Wesen und Ausbeutung
    Ein ehemaliges TOS-Mitglied berichtet von einem stark autoritären System: „Die Leiter der Gemeinde, Jobst Bittner und seine Frau, hätten sich selbst als »Gesalbte des Herren« bezeichnet, die direkt von Gott Weisungen empfingen. Christiane Schmidt erzählt, sie habe keine eigene Meinung vertreten dürfen. Während einer »seelsorgerischen Betreuung« sei sie gezwungen worden »auf den Knien« Buße zu tun. Außerdem hätten die Gemeindeleiter bestimmt, wer mit wem Kontakt halten dürfe. Der Umgang mit Personen, außerhalb der TOS – auch mit Familienmitgliedern – sei unterbunden worden.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 34)
    Ein enges Korsett von Vorschriften regelt das Leben der TOS-Mitglieder: „Die Vorschriften beträfen nicht nur das Gemeinde-, sondern auch das Privatleben der Gläubigen. Ehemalige Mitglieder erzählen, dass die Leiter der TOS absoluten Gehorsam gefordert hätten. Auch Kritik und Widerspruch gälten als Sünde. Außerdem würden die Leiter großen Einsatz von ihren Mitgliedern verlangen und sie immer wieder auffordern, viel Geld zu spenden. Die Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche Württemberg, Annette Kick beobachtet die Gemeinschaft seit vielen Jahren und hat mit zahlreichen ehemaligen Mitgliedern gesprochen. Sie hat den Eindruck, dass das Selbstwertgefühl vieler Mitglieder »Stück für Stück gebrochen« werde.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 32-33)
  6. Dämonen-Glauben und Exorzismus
    Jobst Bittner predigt die Existenz von Teufel und Dämonen in der Welt und auf angeblich besessene Mitglieder wird psychischer Druck ausgeübt: „Der Tübinger Psychologe Axel Schubert sagt, ein ehemaliges Mitglied habe ihm berichtet, dass angeblich besessene Personen über Stunden angeschrien worden sein. Zwei oder drei TOS-Mitarbeiter hätten sich dabei abgewechselt und – wie sie es darstellen – auf den Dämon eingewirkt, um ihn auszutreiben.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 25)

Fazit: Keine Akzeptanz von Intoleranz
Die TOS wird ihren Platz auf dem Stadtfest benutzen, um zu missionieren. Als säkular bis atheistisch eingestellte Menschen finden wir vom Epplehaus es unerträglich einer Gruppe wie der TOS auf dem Stadtfest einen Platz bekommt.
Religionsfreiheit bedeutet keine Freiheit vor Religions-Kritik und ganz bestimmt keinen Freifahrtschein für Homofeindlichkeit!