Corona – zwischen Politik und Wissenschaft

Fast 3 Wochen Ausnahmezustand sind vergangen und die Unsicherheit gegenüber den hart ergriffenen Maßnahmen ist deutlich spürbar. Trotz geschlossenen Schulen und Einrichtungen steigt die Zahl der Infizierten weiter. In der globalen Krise kocht jeder wieder sein eigenes Süppchen. Von europäischem Zusammenhalt und Solidarität ist kaum etwas zu spüren. Schaut man nach Ungarn, wo sich das Parlament für Regierungschef Orban aufgelöst hat, wird einem Angst und Bange. Verständlich, dass sich Theorien von kompletter Willkür des Staates im Netz verbreiten. Die Diskussion im Internet reicht von berechtigter Kritik bis hin zu Verschwörungstheorien. [1] Die Politik gibt sich auch nicht die größte Mühe die scharfen Freiheitseinschränkungen zu rechtfertigen. [2]

Was jedem klar ist: die Kurve soll abflachen, am besten sinken. Dies erreicht man nur mit sozialer Distanz und unterbrochenen Alltag. Durch schnellere Tests soll die Dunkelziffer reduziert werden, auch ein Impfstoff könnte die Situation dauerhaft entschärfen. Die Krise muss in die Länge gezogen werden, auch um mehr Zeit in Forschung investieren zu können. Dabei sind die sozialen und wirtschaftlichen Belastungen so hoch, dass sich die Frage stellt, ob wir uns dadurch auf Dauer mehr Schaden zufügen als durch das Virus selbst. Es muss diesbezüglich mehr Transparenz geschaffen werden. [3]

Lange wurde die Politik von vielen Medien kritisiert, wo die Evaluierung bezüglich der Ausgangsbeschränkung bleibe. [4] Immerhin, seit dem 31. März ist bekannt, dass erste Forschungsstudien in Heinsberg anlaufen, die darauf abzielen das Virus, seine Ausbreitung und die getroffenen Maßnahmen besser zu verstehen. Die Studien scheinen erste Antworten zu bringen, zum Beispiel bezüglich der Lebenslänge des Virus auf Oberflächen. [5,6]

Nun setzen wir also all unsere Hoffnung in die Forschung, und warten auf Innovationen,  sowohl in der Medizin als auch in den Sozialwissenschaften. Man bedenke- diese Krise wäre keine Krise, hätte sowohl Politik als auch Zivilbevölkerung weltweit früh genug auf die Erkenntnisse gehört, die vor Monaten schon vorlagen, bevor der Hashtag #stayathome um die Welt kreiste.

Die Politik setzte lange andere Prioritäten. Am 11. März hat die WHO den Ausbruch von Covid-19 offiziell zur Pandemie erklärt. Nichts, was Präsident Bolsonaro davon abbrachte, sich volksnah in Mengen zu zeigen, während in den Favelas die ersten Krankheitsfälle bestätigt wurden. [7] Der Präsident der USA wollte lange, gegen den Rat der Mediziner, bis Ostern zum Normalzustand zurückkehren. Mit seinem Handeln setzt er das Leben der Amerikaner auf Spiel. [8] In China, wo die Pandemie angeblich vorbei ist verschwinden Journalisten, auch die Entdecker des neuartigen Sars-CoV-2 wurden von Behörden lange mundtot gemacht. [9] Am 19. März wendete sich die Vorsitzende der russischen Gewerkschaft „Allianz der Ärzte“ Anastasija Wassiljewa an die Öffentlichkeit durch ein YouTube Video: „In der ganzen Welt tobt ein Ausbruch des neuen Coronavirus. Doch bei uns in Russland tobt ein Ausbruch an Lungenentzündungen. Und wie immer toben die Lügen der Machthaber und die Einschüchterung des medizinischen Personals.“ [10]

Doch auch die Zivilbevölkerung unterschätzte die Lage. Gegen den Skiort Ischgl laufen mehrere Anzeigen, weil man dort von Infizierten gewusst habe und dennoch Après-Ski zuließ. [11] In den USA wurde Mardi Gras und Spring Break sorglos gefeiert und noch während Deutschland eine Rückholaktion von Touristen startete, flogen andere in den Urlaub.

Nicht auszumalen was wir alles hätten verhindern können, wenn auf Fakten gehört worden wäre. Beziehungsweise wenn diese transparenter dargelegt worden wären.

Es sollte ein erklärtes Anliegen des Staates sein, das eigene Handeln auf wissenschaftlicher Basis rechtfertigen zu können. Und es sollte unser erklärtes Anliegen sein, diese Erklärungen einzufordern. Bei all den Herausforderungen, die uns bevorstehen, ist kein Platz für Willkür aus Machtinteresse oder gar Verleugnung. Das gilt sowohl für die Corona-Krise, als auch für andere Herausforderungen wie dem Klimawandel.

 

Quellen:

Link 1 https://www.youtube.com/watch?v=3duErFbfFM0

Link 2 https://taz.de/Die-Pandemie-und-die-Folgen/!5671166/

Link 3 https://www.quarks.de/gesellschaft/wissenschaft/darum-ist-die-corona-pandemie-nicht-in-wenigen-wochen-vorbei/

Link 4 https://taz.de/Massnahmen-gegen-Coronavirus/!5674203/

Link 5 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111548/Heinsberg-Studie-zur-Klaerung-von-Ansteckungswegen-beginnt

Link 6 https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-wie-lange-sich-das-coronavirus-auf-oberflaechen.1939.de.html?drn:news_id=1118676

Link 7 https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/corona-in-brasilien-praesident-bolsonaro-verharmlost-die-pandemie-16685354.html

Link 8 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/coronavirus-trump-usa-massnahmen-lockern-100.html

Link 9 https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/corona-krise-in-china-unabhaengiger-journalismus-wird-bekaempft-16696372.html

Link 10 https://www.zeit.de/politik/2020-03/russland-coronavirus-infektionen-zahlen-pandemie

Link 11 https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/videos/ischgl-kritik-100.html