Soziale Folgen der Corona-Maßnahmen

Neben der Umwelt- und Klimakrise stellt die Coronakrise die aktuell bedrohlichste Herausforderung für die Menschheit dar, welche es zu lösen gilt. Deshalb vorneweg: alle Maßnahmen, welche bei der Eindämmung dieser helfen und Tote, sowie eine Überlastung des Gesundheitssystem zu verhindern, sind begrüßenswert. Trotzdem ist es wichtig, diese kritisch zu begleiten und deren Folgen zu benennen.

Solidarisch sein, bedeutet nun, alte Gewohnheiten abzulegen und zu seinen Mitmenschen räumlich auf Distanz zu gehen. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass ein großer Bestandteil solidarischen Handelns vor den aktuellen Maßnahmen auf genau dem Gegenteil beruhte: auf menschlicher Nähe, räumlicher Erreichbarkeit und einer ausgestreckten Hand.

Besonders betroffen von den aktuellen Maßnahmen sind jene, welche eben diese Solidarität vor der Krise benötigt haben und jetzt dringender denn je benötigen.
Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden.

Kinder, welche durch ein starres Bildungssystem benachteiligt werden, und zu Hause nicht die notwendige Unterstützung erhalten können, droht mehr denn je die Benachteiligung. Digitale Bildungspläne können nur dann umgesetzt werden, wenn alle die benötigten Ressourcen bereitgestellt bekommen. [1]

Kinderrechtsverbände warnen eindringlich vor vermehrter Misshandlung und sexualisiertem Missbrauch gefährdeter Kinder. Safe Spaces an Schulen oder in der Kinder- und Jugendhilfe brechen weg. [2][3]

Frauenverbände und Frauenhäuser schlagen Alarm, häusliche Gewalt werde zunehmen. Frauen sind gezwungen, vermehrt mit der gewaltausübenden Person unter einem Dach zu sein. Frauenhäuser begrenzen ihre Plätze. [3][4]

Für Wohnungslose brechen Suppenküchen und Notschlafeinrichtungen weg [5]. Von ihren sonst genutzten Schlafplätzen werden sie vertrieben [6]. Die hygienischen Bedingungen für diese Menschen werden durch die Maßnahmen noch katastrophaler.
Zu Hause bleiben – #stayathome – kann nur, wer eines hat.

Für Geflüchtete in Sammelunterkünften ist Abstand halten eine Sache der Unmöglichkeit, auch hier sind die hygienischen Bedingungen katastrophal [7][8]
Für die Bedingungen in Moria auf Lesbos kann sich Europa nur noch schämen.

Alte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind im besonderen Maße auf die Unterstützung anderer angewiesen und von Vereinsamung bedroht.

Klar ist, dass diese Krise viele Menschen an den Rand ihrer Existenz bringen wird, die psychischen Folgen in der Bevölkerung sind nicht abzusehen. Für Menschen, die jetzt schon täglich jeden Euro umdrehen müssen, fallen wichtige Angebote wie die Tafel weg [6].
Den kulturellen Institutionen droht der Ruin und ein Kultursterben ist zu befürchten.

Dass in der Gesellschaft vermehrt solidarisch gehandelt wird ist schön und begrüßenswert. Doch ebenso unsolidarisches Verhalten ist beobachtbar. Bezeichnend hierbei ist, dass das staatliche Hilfspaket nun von Großunternehmen wie Galeria Karstadt Kaufhof und H&M genutzt wird, an ihren Mieten zu sparen [9].

Generell muss aufgepasst werden, dass niemand vergessen wird. Solidarität sollte universell sein und gerade jenen zu Teil werden, welche sie am dringendsten benötigen. Es darf niemand zurückgelassen werden. Doch diese Gefahr besteht. Lassen wir es nicht so weit kommen! Seid solidarisch, passt aufeinander auf und bleibt gesund!

#LeaveNoOneBehind

 

 

Quellen:

[1]https://taz.de/Folgen-der-Schulschliessungen/!5670367/

[2]https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111181/Kinderhilfe-ruft-zu-erhoehter-Wachsamkeit-fuer-Kindeswohl-in-Coronakrise-auf

[3]https://www.dw.com/de/coronavirus-h%C3%A4usliche-gewalt-und-kindesmissbrauch-k%C3%B6nnten-zunehmen/a-52853426

[4]https://taz.de/Notuebernachtung-fuer-Frauen-in-Berlin/!5670478/

[5]https://www.sueddeutsche.de/panorama/coronavirus-obdachlosigkeit-armut-berlin-1.4857464

[6]https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/obdachlose-corona-102.html?fbclid=IwAR1d_-JcwrkwLexA7-sWPqcbOMXVKCj_tqTGgPVD5xdqXNsP-V59xP4-Syg

[7]https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/corona-lesbos-fluechtlinge-moria-medizinische-versorgung

[8]https://www.tagesschau.de/ausland/corona-griechenland-moria-101.html

[9]https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/corona-krise-galeria-karstadt-kaufhof-stoppt-mietzahlungen-a-48378e9b-1f7e-42ae-84c0-8fb9472030b6