Solidarität mit der Lu15 – spendet gegen Repression!

Quelle: https://abcsuedwest.blackblogs.org/2020/09/28/solidaritaet-mit-der-lu15-spendet-gegen-repression

Das linke Hausprojekt Lu15 in Tübingen wurde innerhalb dieses Jahres gleich zweimal von der Polizei gerazzt. Anfang Februar stürmten schwer bewaffnete Polizistinnen das Haus und gingen äußerst brutal und ohne sich an jegliche Gesetze zu halten gegen die Bewohnerinnen vor. Grund waren die Ermittlungen gegen „die 2 vom Landgericht“, denen versuchte (!) Sachbeschädigung vorgeworfen wird. Neben der Lu15 wurde auch noch eine Privatwohnung durchsucht. Die beiden Beschuldigten waren zu dem Zeitpunkt in Polizeigewahrsam, wo sie enorm unter Druck gesetzt, schikaniert, erniedrigt und bedroht wurden, um Aussagen aus ihnen herauszupressen.

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Trotz alledem haben sie sich dem widersetzt und nichts gesagt. Die Verfahren gegen sie laufen momentan noch und es ist noch unklar, wie es weitergehen wird. 5 Monate später, am 2. Juli ist die Polizei schon wieder in die Lu15 eingedrungen. Vorwand war diesmal der Angriff auf einen rechten Betriebsrat in Stuttgart. Gleichzeitig wurden noch 8 weitere Wohnungen in Baden-Württemberg durchsucht, eine Person, Jo, sitzt seitdem in Stuttgart Stammheim in U-Haft mit dem Vorwurf des versuchten Todschlags.

Wieder nutzten die Repressionsorgane haarsträubende Konstruktionen, um in die Lu15 eindringen zu können. Denn Tristan, die beschuldigte Person aus der Lu15, konnte sehr schnell nachweisen, an besagtem Tag gar nicht in Stuttgart gewesen zu sein. Davor wurde allerdings sämtliche Technik von Tristan, der auch wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Partei Die Linke ist, beschlagnahmt. Das Verfahren gegen Tristan wird nun eingestellt werden. Repression ist eine hohe Belastung für alle Beteiligten, insbesondere aufeinanderfolgend innerhalb so kurzer Zeit. Sie ist Angriff auf linke Aktivist*innen und Strukturen. Neben dem Stress, den die Betroffenen so oder so schon durchleben mussten, kostet das ganze auch noch eine Menge Geld.

Deshalb unterstützt die Betroffenen, zeigt euch solidarisch und spendet an:

Spendenkonto
Inhaber*in: Rote Hilfe OG Freiburg
IBAN: DE47 4306 0967 4007 2383 64
BIC: GENODEM1GLS
Spendenzweck (wichtig!): Lu15 & friends

Statement der Awarenesscrew Tübingen zu den Vorfällen in der Gartensia

Wir möchten an dieser Stelle das Statement des Awarenessteam Tübingen mit euch teilen:

Statement der Awarenesscrew Tübingen zu den Vorfällen in der Gartensia

Vorab:

Mit dem folgenden Statement sollen weder die Gartensia als sexistisches Projekt noch alle Mitstreiter*innen des Kollektivs als sexistisch diffamiert werden.
Wir wollen mit diesem Statement diejenigen ausgrenzenden, unterdrückenden und
sexistischen Strukturen und Abläufe aufdecken, die auch in linken Räumen gar nicht oder nur nach bestimmten „Vorfällen“ wahrgenommen werden. Es reicht eben nicht sich feministisch, antisexistisch oder emanzipatorisch zu nennen, solange mensch nicht bereit dazu ist, in die Prozesse und Auseinandersetzungen zu gehen, die Feminismus und eine antisexistische Praxis bedeuten.

Wir kritisieren den Umgang mit dem sexuellen Übergriff scharf!

Das Awarenessteam Tübingen solidarisiert sich mit den betroffenen Personen, die in der G7 gewohnt haben, aber im Weiteren Verlauf der Geschehnisse aus dem Kollektiv ausgeschlossen und rausgeworfen wurden.

Wir üben Kritik daran, wie mit den betroffenen Personen und mit dem von diesen definierten sexuellen Übergriff umgegangen wurde. Wir sind schockiert über den weiteren Verlauf des Umgangs mit den betroffenen Personen, ganz besonders innerhalb der G7.

Awareness bedeutet für uns, ein Bewusstsein für die vorherrschenden sexistischen Machtverhältnisse zu schaffen, von denen vor allem Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-Binäre und Trans- Personen ständig in ihrem Alltag betroffen sind. Mit und vor diesem Bewusstsein, lassen sich Reflektionsgeschehen und Unterstützungangebote gestalten.

Wir wollen aufgrund der Geschehnisse der letzten Wochen im Speziellen darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Machtverhältnisse auch in sich als links bezeichnenden Strukturen zu hinterfragen – sowie die eigene Positionierung in diesen Machtverhältnissen und Strukturen kritisch zu reflektieren. Lasst uns jeglichem diskriminierenden Verhalten in gemeinsamer Verantwortung entgegentreten!

Wir sprechen uns gegen den unsolidarischen Umgang der G7 gegenüber den Betroffenen aus.

Dies betrifft vor allem folgende Verhaltensweisen im Umgang mit den Betroffenen und dem sexuellen Übergriff:

Die betroffene Person, sowie auch andere betroffene Personen, benennen wiederholt grenzüberschreitende, übergriffige und respektlose Verhaltensweisen ihr und anderen weiblich gelesenen Personen im alltäglichen Hausgeschehen gegenüber.

Die betroffenen Personen möchten sich dafür engagieren, Awareness Strukturen innerhalb des Hauses zu etablieren, damit sich FLINT* Personen wohl fühlen können. Aber wie so oft,beschäftigen sich nur selbst von Sexismus betroffene Personen mit der Thematik. Die Prozesse werden ausgelagert oder als nicht „so wichtig“ betrachtet, gerade von den Personen, die die Erfahrungen nicht machen (mussten).

Die betroffene Person definiert eine Situation konkret als sexuellen Übergriff. Daraufhin wird dies von einigen Personen in der Gruppe in Frage gestellt. Der betroffenen Person wird die Definitionsmacht abgesprochen, denn das Geschilderte wird in Frage gestellt (und es wird darüber diskutiert). Daraufhin erfolgt (genau aus diesem Grund auch) keine richtige Aufarbeitung des Übergriffs. Die Selbst-Reflektion, über die eigenen sexistischen (Alltags-)Strukturen, bleibt aus oder wird verhindert. Genau in der Verhinderung und Unterdrückung eines selbstkritischen Reflektionsgeschehens der Gruppe liegt unserer Meinung nach das Problem: Hier werden die Machtstrukturen offenbart. Machtstrukturen, die in der Gesellschaft vorherrschend sind, werden so leider auch in diesem „Freiraum“ reproduziert.

Im weiteren Verlauf, wird die Wut und der Ärger, den die Betroffenen spüren und äußern, ihrenCharaktern zugeschrieben und als „nicht mehr tragbar“ für die Gruppe bewertet. Die Betroffene wird „geblamed“ (Stichwort: Victim Blaming) und ihre Emotionen und ihre Wahrnehmung in Frage gestellt (Stichwort: Gaslighting). Es findet eine Opfer-Täter-Umkehr statt. Anstelle eines klärenden und Geschehnisse reflektierenden Plenums folgt schließlich der Ausschluss der Betroffenen aus der Gruppe und der Rausschmiss aus der G7.

Wir sehen eine fehlende Reflektion über Macht und Sexismus reproduzierende Strukturen und fehlende Distanzierung von persönlichen Differenzen!

Ein weiterer wichtiger Punkt, den wir durch die in der G7 lebenden Menschen nicht reflektiert sehen, ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Positionierung in den Machtverhältnissen und Strukturen innerhalb der G7. Damit sprechen wir sowohl die fehlende Reflektion über Strukturen an, die sexualisierte Gewalt begünstigen oder hervorbringen, als auch die Reproduktion von Machtverhältnissen im eigenen Verhalten.

Dies zeigt sich deutlich an den bereits angesprochenen Vehaltensweisen, aber auch an einer offensichtlich fehlenden Distanzierung von persönlichen Differenzen. Wir sehen weder einen solidarischen Umgang mit den Betroffenen, noch eine kritische Reflektion über eigene Strukturen. Stattdessen sehen wir, wie ein sexueller Übergriff genutzt wird, um persönliche Konflikte auszutragen und eigene Ziele umzusetzen. Der fehlende Wille zur eigenen kritischen Auseiandersetzung und strukturellen Veränderung steht nicht nur im Kontext von bloßem Unvermögen eines angemessenen Umgangs, sondern ebenso innerhalb einer Instrumentalisierung des Vorfalls, um den Rausschmiss der betroffenen Personen zu erreichen. Die betroffenen Personen ohne Vorwarnung auf die Straße zu setzen, finden wir infolgedessen schockierend und beschämend.

Dass eigene Ziele und Sympathien wichtiger werden als strukturelle Veränderungen, ist eineallgemein wiederkehrende Gefahr in linken Strukturen und Projekten. Der Grad an Sympathie bestimmt oft über den Grad an Unterstützung oder beispielsweise darüber, wem mehr Glauben geschenkt wird. Dies begünstigt Positionierungen, die nicht frei von persönlichen Differenzen und Gefühlen gegenüber Betroffenen sind und damit häufig zu einem unsolidarischen Umgang mit Betroffenen führen können.

Dabei appelieren wir auch an die Menschen, die nicht in der G7 wohnen und sich aber über ihre eigene Positionierung Gedanken machen oder in Austausch mit Anderen gehen.

Sich als linkes/feministisches Projekt zu definieren heißt leider nicht, dass linke Strukturen automatisch vorhanden sind.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle Teil der vorherrschenden Strukturen sind und, egal in welcher gesellschaftlichen Position, daran beteiligt sind, diese Strukturen aufrecht zu erhalten. Oft auch, weil wir uns dessen nicht bewusst sind oder es schwer ist, sich diesen Vorurteilen entgegen zu stellen. Die Vorstellung eines gewaltfreien Raumes durch bloße Definition ist eine hippieeske Vorstellung, die völlig außer Acht lässt, in welchem System wir leben und wie wir sozialisiert und aufgewachsen sind.

So anstrengend und teilweise unangenehm es auch sein mag, es braucht Reflektion und regelmäßige Auseinandersetzung mit sich selbst und Anderen. Der nächste notwendige Schritt ist die Bereitschaft, von in unserer Gesellschaft besonders priviligierten Personen, Macht abzugeben, also Machtverluste zu akzeptieren, und sich gegen jede Form von Diskriminierung zu positionieren und dagegen zu handeln.

Möchte die G7 linken Wohnraum schaffen, wird es höchste Zeit, dass auch sie damit anfängt und Menschen, die genau diese Auseinandersetzung fordern, nicht ausschließt.

5 Jahre „Wir schaffen das.“ – ein unqualifizierter Kommentar eines „Einheimischen“.

Und jetzt geht es wieder um Leistung (v.a. Arbeit, höhere Abschlüsse…), als Maßstab für eine „gelungene Integration“. „Deutschland“ klopft sich auf die Schultern, obwohl die meisten „Musterbeispiele“ keineswegs aus „fördernden Maßnahmen“, sondern vielmehr aus unermüdlicher Eigenleistung der geflüchteten Personen, höchstens noch mit Unterstützung weniger verbliebener Solidarischer heraus resultieren. Einzelne Schicksale und die vielen Steine, die ihnen von diversen Institutionen oder auch „Wutbürgern“ in den langen Weg zu ein bisschen Ruhe geworfen wurden, werden unter den Teppich gekehrt – es geht mal wieder um Zahlen.

Stell dir vor du trittst eine Reise an, mit der Hoffnung auf die Freiheit und Sicherheit, die dir einen großen Teil deines Lebens nicht ermöglicht wurde. Nachdem du mit vielen Anderen, teilweise unter Lebensgefahr von einem Landstrich und Knast in den nächsten verfrachtet wurdest und dir dabei nie sicher sein konntest, welcher Willkür und Form von Gewalt du als Nächstes ausgesetzt sein wirst, übertrittst du die imaginäre Trennlinie in das Land, von dem du in letzter Zeit so viel Gutes gehört hast.
Doch die Zeit der freundlichen Empfangskomitees ist bald vorbei. Du wirst nach dem tagelangen Durchlaufen einiger Schleusen, der ersten Berührung mit der hier wohl sehr beliebten Zettelwirtschaft und dem Ergattern von einem der tausenden gemütlichen Plätzchen in einer Turnhalle in einen Bus gelotst.
Es geht mal wieder ins Ungewisse, du wirst an den Rand einer Stadt die du nicht kennst verfrachtet und mit vielen Anderen – die schon echt verschieden drauf sind – in einen mit hohen Zäunen umgebenen Gebäudekomplex gesteckt. Das ist jetzt dein „Zuhause“ wird dir gesagt. Für wie lange? Keine Ahnung. Jeden Tag werden Leute, mit denen du dich ein wenig angefreundet hast, irgendwo anders hingebracht. Auch du „darfst“ immer mal wieder umziehen.
Nach einiger Zeit wird dir bei einem dieser vielen Amtsgänge, bei denen du mal besser mal mies gelaunteren Menschen hinter Schreibtischen gegenüber sitzt mitgeteilt: „du hast Glück“, du darfst erstmal in diesem Land bleiben, natürlich nur wenn du dich anstrengst.
Und wie lange dann? – Schaun’ wir mal wie die Zahlen aussehen.

Basierend auf persönlich mitgeteilten Erfahrungen von geduldeten / zeitweise gezwungenermaßen „illegal lebenden“ oder auch nach mehreren Jahren des offiziellen „Leistens“ in diesem Land abgeschobenen Menschen.

Zweifelhafte Reaktion von Facebook

Das Unternehmen Facebook hat die Seite des Tübinger Epplehaus auf der sozialen Plattform am 04. August gesperrt.
Anlass war das Posten eines Beitrags am 2. August, der an den 76. Jahrestag des Porajmos, des Völkermords an den Sinti und Roma erinnert. Angesprochen wurde darin auch Tübingens Rolle in dem Genozid. https://www.facebook.com/Epplehaus/posts/10159992906906978

Konkret moniert wurde von Facebook ein Bild inhaftierter Kinder in Auschwitz hinter Stacheldraht. (s.u.)
Was der genaue Grund von Facebook für die Sperrung war, ist uns weiter unklar. Wir vermuten eine Fehlbewertung oder einen unzureichenden Algorithmus.

Auch wenn es vermutlich lediglich ein Irrtum ist, so ist die Sperrung durch Facebook wegen eines Erinnungs-Beitrags an NS-Opfer skandalös.

Wir fordern, dass solche zeitgeschichtliche Bilder im Zusammenhang von Erinnerungs-Beiträgen in Zukunft nicht mehr zensiert werden, zu einer Sperrung führen oder zumindest nach einem Einspruchverfahren ein solcher Beitrag nicht noch einmal von Facebook moniert werden, wie es ja bei uns der Fall war.

Hier nochmal der Inhalt des Beitrags:

Today marks the 76th day of remembering the Porajmos, the industrialized killing of up to 500 thousand people of Sinti, Romani, Yenish and other ‚ancestry‘ by fascists in Europe. In the night of the 2nd of August alone, ca. 4000 people were murdered in the gas-chambers of Auschwitz-Birkenau. Racism against Sintize and Romnja (‚antiziganism‘) is still deeply embedded in today’s societies worldwide.

Tübingens role https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Ritter
Eng: https://www.romarchive.eu/en/voices-of-the-victims/genocide-holocaust-porajmos-samudaripen
Ger: https://www.romarchive.eu/de/voices-of-the-victims/genocide-holocaust-porajmos-samudaripen

https://forum.epplehaus.de/uploads/default/original/1X/aed4cc98dcccc08eae9763f80c28b69be89f96fc.jpeg

https://forum.epplehaus.de/uploads/default/original/1X/9e60e39194a0eb4d96be15114f4df76fbe7ead33.png

Info/Demo *Wir stehen zusammen – Solidarität mit der Lu15 und den zwei vom Landgericht*

14.02.2020 | Sternplatz
17:30 Uhr Kundgebung
19:00 Uhr Demo

„Am 04.02.2020 wurde eine Privatwohnung und das Wohnprojekt Lu15 in Tübingen durchsucht.

Insbesondere in der Lu15 trat die Polizei dabei sehr gewalttätig auf und hielt sich in keinster Weise an angeblich geltende Gesetze. Der Durchsuchungbeschluss wurde erst, nachdem vermummte und bewaffnete Polizist*innen längst im gesamten Haus verteilt waren und nach mehrmaligem Drängen kurz vorgezeigt. Menschen wurden zu Boden geworfen, es wurden Zimmer durchsucht, für die es keinen Beschluss gab und eine Brandschutztür zerstört, obwohl ein Schlüssel angeboten wurde. Weiteres zur Hausdurchsuchung findet ihr hier: lu15[punkt]de

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