Gegen jeden Antisemitismus!

Gegen jeden Antisemitismus!
Die Parole „Gegen jeden Antisemitismus!“ wird bald deutlich sichtbar am Epplehaus hängen.
Wir veröffentlichen jetzt schon den begleitenden Text aus Anlass des 85. Jahrestags der November-Pogroms.

Eigentlich müsste es eine Selbstverständlichkeit sein, gegen jeden Antisemitismus zu sein, zumal in Deutschland und gerade in einer politischen Linken mit emanzipatorischen Selbstverständnis.
Doch mit diesem Statement gerät man bei einigen in den Verdacht im derzeitigen Krieg Israel gegen die Hamas Stellung einseitig auf der Seite Israels zu beziehen.
Dabei gibt es bei uns im Epplehaus unterschiedliche Positionen zum Israel-Palästina-Konflikt, aber gegen jeden Antisemitismus heißt für uns selbstverständlich auch eine Position gegen den mörderischen Antisemitismus der Hamas zu beziehen. Nur Menschen mit sehr einfach gestrickten Gut-Böse-Weltbildern interpretieren daraus eine unbedingte Solidarität mit der derzeitigen extrem rechten Regierung Israels oder eine Ignoranz des Leidens palästinensischer Zivilisten.

Israel-bezogener Antisemitismus
Wir sehen den Antisemitismus als eine wichtige Ursache des Israel-Palästina-Konflikts, der eine Lösung immer wieder verunmöglicht hat.
Die Hamas hat am 7. Oktober 2023 erneut bewiesen dass sie kein Friedens-Partner sein kann. Ziel des Terror-Pogroms war eine möglichst hohe Zahl an jüdischen Toten. Nicht wirklich überraschend, wenn man bedenkt dass es zur jahrzehntelangen Praxis der Organisation gehört Selbstmordattentate in israelischen Bussen oder Discos zu verüben.
Betroffen von dem Überfall waren Kibbuze, die der israelischen Friedensbewegung nahe stehen, und ein Musik-Festival. Den Hamas-Antisemiten (bewusst nicht gegendert, da in islamistischen Gruppen Männer tonangebend sind) sind nicht am Frieden interessiert, nur an der Vertreibung und Ermordung jüdischer Menschen.
Wir finden jeden zivilen Toten in diesem Krieg schrecklich. Natürlich betrauern wir alle toten Zivilisten im Gaza-Streifen und wünschen uns ein Ende der Militärschläge. Die Bombardierung des dichtbesiedelten Gaza-Streifens ist furchtbar, weil sich zivile Opfer nicht vermeiden lassen. Wir hoffen deswegen auf einen schnellstmöglichen Stopp der Kampfhandlungen von beiden Seiten und die Freilassung der Geiseln.
Egal, wie man zu dem aktuellen Krieg im Detail steht, muss aber anerkannt werden dass die Aggression von der Hamas ausging und dass diese religiös-fundamentalistische Organisation antisemitisch motiviert ist. Genauso ist sie übrigens auch frauenfeindlich und queerfeindlich eingestellt. Seit 2006 ist der Gazastreifen de facto eine islamistische Diktatur, im Gegensatz zu Israel, wo Wahlen stattfinden. Wer diesen Unterschied nicht erkennt, sollte sich besser nicht zu dem Konflikt äußern.
Verbunden damit ist die Bitte, nicht auf die Propaganda von Hamas und ihre Fans herein zu fallen. Es sind viele Falschinformationen im Umlauf. Einige davon werden auf der Homepage https://www.mimikama.org/ aufgeklärt.

Der antisemitische Gehalt des Konflikts zeigt sich auch hierzulande in einer Explosion des israel-bezogenen Antisemitismus. Anlass ist der Krieg im Gaza-Streifen. Hierzulande trifft es jüdische Einrichtungen und Juden und Jüdinnen, egal welche Meinung sie haben.
Der Bundesverband RIAS hat allein im Zeitraum vom 9. bis 15. Oktober 2023 über 200 antisemitische Vorfälle registriert [1]. Das ist ein Anstieg um mehr als 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Am 18. Oktober 2023 kam es zu einem Brandanschlag auf die Synagoge und das Gemeindezentrum von Kahal Adass Jisroel in Berlin-Mitte.

Gegen Antisemitismus und seine Instrumentalisierung!
„Gegen jeden Antisemitismus!“ zu sein, heißt auch, ihn überall zu thematisieren und zu kritisieren. Gerade wird von Teilen der extremen Rechten, die Existenz von Antisemitismus in migrantischen Gruppen instrumentalisiert, um gegen ganze Bevölkerungsgruppen zu hetzen.
Dabei ist der extrem rechte Antisemitismus keineswegs ausgestorben, wie uns der Amoklauf in Halle (Saale) an Yom Kippur 2019 durch einen deutsch-nationalen Antisemiten vor Augen geführt hat. Auch die Teile der AfD, die sich öffentlich mit Israel solidarisieren, sind deswegen nicht zwingend nicht-antisemitisch. Genau dieselben AfD-Politiker*innen raunen immer wieder vom weltbeherrschenden Einfluss des jüdischen Holocaustüberlebenden George Soros oder wettern gegen den „Zentralrat der Juden“.
Mit den verschwörungsideologischen Corona-Protesten haben seit April 2020 antisemitischen Denkmuster eine starke Verbreitung erfahren. Die Qanon-Internetsekte, die von Eliten, die Kinderblut abzapfen schwurbelt, ist nur ein Beispiel von vielen. Die Nachbar-Stadt Reutlingen war zeitweise mit Demonstrationen von tausenden Verschwörungsgläubigen eine Hochburg. Die meisten davon ohne Migrationsgeschichte.

Antisemitismus-Verdächtigungen dürfen keine Grundlage für Abschiebungen sein. Schon aus Fairness-Gründen. Einheimische Antisemit*innen mit deutschen Pass werden ja auch nicht abgeschoben. Mit Antisemitismus muss man sich dort auseinander setzen, wo er auftaucht.
Grundsätzlich findet er sich überall, auch wenn er Hochburgen hat: In konservativ-religiösen Milieus, in nationalistischen türkischen und arabischen communities, bei deutschnationalen Rechten, bei Verschwörungsgläubigen und auch in Teilen der Linken. Neonazi- und Reichsbürger-Gruppierungen oder islamistische Gruppen ohne Antisemitismus sind in etwa so häufig anzutreffen wie Einhörner.

Täterstadt Tübingen, auch nach 1945
In Tübingen ist es uns wichtig daran zu erinnern dass der antisemitische Doppel-Mörder Uwe Behrendt (1952-1981) [2] sich hier seit Studien-Beginn im Wintersemester 1974/75 nach rechts radikalisiert hat, bevor er 1977/78 weg gezogen ist. Er war bis April 1978 Mitglied der Burschenschaft Arminia Straßburg zu Tübingen und aktiv im rechtsextremen „Hochschulring Tübinger Studenten“, für den er 1976 bei der Wahl zum ASTA kandidierte.
Am 19. Dezember 1980 ermordete Behrendt aus antisemitischen Motiven in Erlangen den Rabbiner Shlomo Lewin und dessen Lebensgefährtin Frida Poeschke in Erlangen [3]. Er galt damals als rechte Hand von Karl-Heinz Hoffmann, Chef der berüchtigten „Wehrsportgruppe Hoffmann“ (WSG-H). Nachdem der damalige Bundesinnenminister die WSG-H im Januar 1980bundesweit verboten hatte, verlegte Hoffmann sie in den Libanon. Seit Mai 1980 lieferte er der „Palästinensische Befreiungsorganisation“ („Palestinian Liberation Organisation“, PLO) von der Bundeswehr erhaltene ausgediente Militärfahrzeuge. Dafür lieferte die PLO der „WSG-Ausland“ Waffen und erlaubte ihr, damit in einem PLO-Ausbildungslager im Libanon zu trainieren.
Nach dem Doppelmord 1980 floh Behrendt über die DDR in den Libanon und kam im PLO-Ausbildungslager Bir Hassan unter, wo er 1981 verstarb.

Gegen Antisemitismus und Israelhass, auch in der Linken!
Wir müssen leider auch anerkennen dass die politische Linke immer noch ein Problem mit Antisemitismus und Israelhass hat.
In Tübingen gibt es mit der „Kommunistische Organisation“ (KO) auch eine Gruppe, die sich mit der antisemitischen palästinensischen Gruppe „Samidoun“ [4] solidarisiert. Diese ist die Gefangenen-Organisation der ‚linken‘ „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ („Popular Front for the Liberation of Palestine“, PFLP) [5]. „Samidoun“ arbeitet mit den Islamisten von Hamas und Co. zusammen und ihre Mutterorganisation begeht Terroranschläge auf Zivilisten [6]. So drangen beispielsweise 2014 zwei PFLP-Anhänger in eine Jerusalemer Synagoge ein und ermordeten dort vier Rabbiner und einen Polizisten mit Äxten, Messern und Pistolen.
Nach dem Massenmord von Hamas-Islamisten an der israelischen Bevölkerung waren es Aktivisten von „Samidoun“, die zur Feier der Bluttat in Berlin-Neukölln Baklava verteilten [7].
Die KO solidarisierte sich mit „Samidoun“ in Folge des am 12. Oktober 2023 angekündigten Verbots der Organisation [8]. Man muss kein Fan staatlicher Verbote sein, um diese Gruppe und ihre Unterstützer*innen scheußlich zu finden. Zumal die KO sich schon länger mit Samidoun solidarisiert [9].
Über eine von der KO organisierte Veranstaltung heißt es in einem Belltower-News-Artikel:
„Am selben Tag sitzen Vertreter*innen von Samidoun auf der Bühne des „Kommunismuskongress“ im „Neues Deutschland“-Gebäude am Friedrichshainer Franz-Mehring-Platz, organisiert von der linken Randgruppe „Kommunistische Organisation“. Im Haus, das zum Teil der Linkspartei über eine Treuhandfirma gehört, sind viele linke Organisationen sowie die sozialistische Zeitung nd angesiedelt. In der Kongresspause werden im Hof Palästinaflaggen geschwenkt. „Vollste Solidarität mit dem Widerstand“, heißt es von den Veranstalterinnen in einer Insta-Story.“ [4]
Um es noch einmal deutlich zu betonen: Es geht nicht um eine irgendwie etwas einseitige Position im Israel-Palästina-Konflikt, sondern darum Antisemit*innen und ihre Freund*innen zu kritisieren. Die KO ist ein gutes Beispiel für das schlimmste, was die Linke im Angebot haben. Solange sich eine antiautoritäre Linke nicht von solchen Erscheinungen trennt, so lange wird sie vom Rest der Bevölkerung auch damit assoziiert.

Wo bleibt die jüdische Perspektive?
Zum Schluss möchten wir euch bitten, einmal die jüdische Perspektive zu sehen. Wie ist das, wenn man sich als Jude nicht traut mit Kippa auf die Straße zu gehen? Wie ist das wenn man sich nicht traut mit einem sichtbaren Anhänger mit Davidsstern offen aufzutreten? Warum hält die jüdische Gemeinde ihren Gebetsort in Reutlingen geheim?

[1] Presseerklärung: VBRG und RIAS warnen vor zunehmender Eskalation antisemitischer und rassistischer Bedrohungen und Gewalt – Verband der Beratungsstellen Für Betroffene Rechter, Rassistischer und Antisemitischer Gewalt e.V
[2] Uwe Behrendt – Wikipedia
[3] Shlomo Lewin – Wikipedia
[4] Samidoun: Tarnung für Terror – Belltower.News
[5] Volksfront zur Befreiung Palästinas – Wikipedia
[6] Abu-Ali-Mustafa-Brigaden – Wikipedia
[7] Jubel in Neukölln über Hamas-Terrorismus: Unsere deutschen Süßigkeiten – taz.de
[8] Gegen das Verbot der palästinensischen Organisation Samidoun! | Kommunistische Organisation 1
[9] u.a. [Tadamun] ist Solidarität | Kommunistische Organisation

Bundesfreiwilligendienst im Epplehaus: Selbstverwaltung mit Herausforderungen

Das Jugendzentrum Epplehaus ist ein selbstverwaltetes Jugendzentrum im Herzen Tübingens mit einem politischen Selbstverständnis. Es bietet ab dem 1. September 2024 eine Stelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes mit der entsprechenden Vergütung an (ca 500 €).

Wir suchen für ein Jahr eine_n einsatzfreudige_n Bewerber_in ab 18 Jahren. Der Besitz eines Führerscheins, generelle handwerkliche Vorkenntnisse auch im Bereich der Veranstaltungstechnik und grundlegende PC-Kenntnisse sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.

Wir bieten einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz mit viel Eigenverantwortung und einem hohen Maß an Selbstverantwortung, die Möglichkeit zum Erwerb von Kompetenzen in den Bereichen Büroarbeit, Betreuung von Homepage und Social Media, Grafikbearbeitung, handwerkliche Tätigkeiten, hausmeisterliche Tätigkeiten und Veranstaltungsbetrieb.
Teilbereiche des Aufgabenfelds können gerne an die individuellen Fähigkeiten der/des Bewerber_in angepasst werden.

Wir freuen uns auf deine Bewerbung!

E-mail an: team@epplehaus.de oder per Post an: Jugendzentrum Epplehaus, Postfach 1765, 72007 Tübingen

Passende Bewerber_innen werden von uns eingeladen, sich im Plenum der Ehrenamtlichen vorzustellen.

Tübingen: Signale der Solidarität an die Opposition im Iran

Seit dem Tod der jungen, kurdischen Frau Jina Mahsa Amini in Teheran am 16. September 20220 bebt es im Iran. Amini war von der islamischen Sittenpolizei festgenommen und misshandelt worden, weil angeblich ihr Kopftuch nicht richtig saß. Seit Beginn der Mullah-Herrschaft 1979 herrscht im Iran eine gesetzlich verordnete Kopftuchpflicht für Frauen.

Es ist nicht das erste Mal dass die Menschen im Iran aufstehen, aber noch nie war das Mullah-Regime so sehr in seiner Existenz bedroht wie dieses Mal und wie jedes in die Enge gedrängte Ungeheuer schlägt das Regime wild um sich. Exakte Zahlen gibt es nicht, aber im Verlauf der Proteste wurden mindestens 506 Bürger*innen getötet, darunter 69 Kinder, und mehr als 18.500 Menschen wurden verhaftet. Zwei Todesurteile wurden offiziell vollstreckt. (Stand: 24.12.2022, 100. Tag der Proteste). Viele der Festgenommenen wurden gefoltert, misshandelt und viele Frauen vergewaltigt.
Darüber hinaus greift die iranische Armee in Irakisch-Kurdistan seit Ende September 2022 mit Bombardierungen an. Es gab in der Folge mehrere Tote. Da die iranischen Kurden-Gebiete zusammen mit dem iranischen Belutschistan Hochburgen des Widerstands sind, fürchtet man die Rückkehr iranisch-kurdischer Oppositioneller aus dem Exil.

Die Führer des Gottesstaats erklären sich die Proteste über antisemitische Verschwörungserzählungen. So erklärte der Oberste Führer Ali Chamenei vor Kadetten in Teheran, dass der Tod von Mahsa Amini nicht Ursache der Unruhen sei, sondern „dass diese Unruhen und Unsicherheiten von Amerika und dem zionistischen Regime und ihren Mitarbeitern geplant“ worden seien. Mit ‚zionistischen Regime‘ ist Israel gemeint, was vom iranischen Gottesstaat mit Vernichtung bedroht wird. Eine Serie antisemitischer Anschläge auf Synagogen in der Bundesrepublik in den letzten Monaten ist laut Medien-Berichten auf den iranischen Geheimdiensts zurückzuführen.

Es ist eine Revolution der Frauen, die da stattfindet. Die Protest-Parole lautet auch „Jin, Jiyan, Azadî“ („Frau, Freiheit, Leben“). Sie ist gegen ein islamistisch-patriarchale System gerichtet, welches seine ultrakonservative Sexualmoral speziell gegen Frauen und auch gegen LSBTTIQ mit Gewalt bis hin zum Tod durchzusetzen versucht.
Im Gegensatz zu früheren Protesten im Iran ist die Protestbewegung diesmal dezentral und umfasst alle Gesellschaftsschichten, Geschlechter und Generationen, sowie alle wichtigen ethnischen Gruppen. Noch nie war das Regime so sehr in seiner Existenz bedroht wie heute.

Wir hier in Tübingen und im Westen bewundern die Menschen im Iran für ihren Mut trotz der Gefahren auf die Straße zu gehen und zu kämpfen. Sie haben im Grunde schon gewonnen, denn die kollektive Erfahrung der Selbstermächtigung durch den Widerstand lässt sich nicht niederknüppeln.
Wir im Westen müssen Druck auf unsere Regierungen ausüben und aufrecht erhalten, den iranischen Gottesstaat mit allen möglichen Mitteln einzuschränken und zu boykottieren. Gleichzeitig müssen wir Signale der Solidarität zu den Menschen im Iran senden, damit sie wissen das sie nicht alleine sind.

*** Link-Tipps ***

Tor Snowflake – Gegen staatliche Internetzensur

Staatliche Repression in der digitalen Welt ist zwischenzeitlich ein wirkungsvoller und oft angewandter Schritt um die Bevölkerung zu beeinflussen. Besonders in China und im Iran zeigt sich ein stark beschränkter Internetzugang in der Allgemeinbevölkerung und erschwert damit den Kampf gegen die jeweiligen autoritären Regime.
Ein (bestenfalls anonymer) Zugang zum Internet stellt dann ein wichtiges Hilfsmittel für Widerstand und Zugang zu propagandafreien Informationen dar.
Generell gilt: Eine Beschränkung des Internetzugangs und damit der Informationsfreiheit erfolgt so gut wie immer entgegen dem Interesse der Öffentlichkeit und im Interesse des Staates. Wir leisten daher einen Beitrag zu einem zugänglichen und anonymen Internet.


Falls auch ihr helfen möchtet ist dies sehr einfach möglich. Aktiviert unten den TOR-snowflake proxy und lasst dieses Browser-Fenster geöffnet.
Weitere Informationen zur Funktion erhaltet ihr unter „Mehr erfahren“ beim TOR-Projekt.

Langfristig findet ihr TOR-snowflake hier: Tor Snowflake

Keine Nächstenliebe für die TOS!

Bis 2010 war TOS die Abkürzung für „Tübinger Offensive Stadtmission“, seitdem fungiert das Kürzel als Eigenname. Bei der TOS handelt es sich um eine evangelikale Freikirche neupfingstlerisch-charismatischer Ausrichtung.
Zentrale Bezugspersonen sind das Pastoren-Ehepaar Jobst und Charlotte Bittner.
Tübingen ist Gründungsort und weiterhin Zentrale der TOS. Hier soll die TOS über 350 Gemeindemitglieder verfügen, weitere hunderte Nicht-Mitglieder besuchen ihre Gottesdienste.
Seit Gründung der TOS 1990 hat sich die TOS in Tübingen gut verankert. Hier verfügt sie über Immobilien-Besitz und hat diverse Unter-Organisationen, z.B. eine eigene Hochschulgruppe, einen Verlag, eine Pfadfindergruppe, Bands und mehrere Vereine.
Erscheint die TOS auf den ersten Blick freundlich und sozial engagiert, so handelt es sich bei genaueren Betrachtung um eine homofeindliche und in sekten-ähnliche Gruppierung.
Orientiert wird sich an einer engen, theologisch-konservativen Interpretation der Bibel als dem ‚unfehlbaren‘ Wort Gottes. Zitat von der TOS-Homepage: „Grundlage allen Denkens und Handelns in der Gemeinde ist die Bibel.“

Aus emanzipatorischer Perspektive ergeben sich folgende konkrete Kritikpunkte an der TOS.

  1. christlicher Nationalismus
    Die TOS vertritt einen christlich geprägten Nationalismus („Deutschland braucht Jesus“, „Deutschland braucht kontinuierliches TAG UND NACHT GEBET“), der sich zum Beispiel in der „Gebetskonferenz für Deutschland“ im September 2021 äußerte.
  2. christliche Homofeindlichkeit
    In der NDR-Dokumentation „Mission unter falscher Flagge“ von 2014 heißt es: „Eine charismatische Gemeinde ist die TOS Gemeinde Tübingen. Wer hier Mitglied sein will, soll vorher eine sogenannte Lebensbeichte ablegen. Anhand einer mehrseitigen Liste kann man potenzielle Sünden identifizieren. Dazu zählen Geisteskrankheiten, die Tatsache, dass man seine Eltern als Kind nackt gesehen hat oder auch Homosexualität und homosexuelle Gedanken. Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS wiegelt ab, es gehe weniger um die einzelnen Dinge bei der Lebensbeichte, sondern darum, „dass ich mich von Gott abwende“. Die Lebensbeichte solle eher „wie ein Spiegel“ sein, durch den man sich Gott wieder zuwenden könne, so Bittner.
    Die TOS Gemeinde Tübingen veranstaltet immer wieder sogenannte Heilungsgottesdienste oder Heilungskonferenzen. Bei einer dieser Veranstaltungen Anfang des Jahres war auch der Arzt Dr. Arne Elsen aus Hamburg – eigentlich Diabetologe – anwesend, der auf die Frage eines homosexuellen „Panorama“-Reporters, ob er ihn von seiner Homosexualität heilen könne, antworte: „Logisch“.
    […] „Die Bibel lehnt Homosexualität als Lebensstil ab,“ sagt Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS.“
  3. religiöser Philosemitismus
    Die TOS veranstaltet seit 2007 so genannte „Märsche des Lebens“ für Shoah-Überlebende. Was sich anhört wie eine sinnvolle Aktion, wird aus einem sehr schrägen Geschichtsverständnis abgeleitet. Zum einen geht es um das evangelikale Verständnis von Jüdinnen als dem „auserwählten Volk Gottes“, zum anderen wird die Shoah als religiöse „Vorfahrenschuld“ der nichtjüdischen Deutschen verstanden. Davon gilt es sich zu befreien („Jesus vergibt dir den Holocaust“), was in Form eines Exorzismus der NS-Geschichte versucht wird.
    Mit einer rationalen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte hat das nichts zu tun, zumal andere NS-Opfergruppen ignoriert werden.
    Es ist auch zu fragen, wie weit die Judenliebe der TOS geht, wenn Jüd
    innen nicht Jesus als ihren Messias anerkennen. So ist der Partner der TOS in Israel das „Jerusalem Institute of Justice“ (JIJ) in Tel Aviv, dessen einziger Vertreter ein messianischer Jude ist.
  4. Wunderheilung
    Die TOS bietet verzweifelten Menschen vermeintliche Wunderheilungen über so genannte Healingrooms an. Die Teilnahmegebühr an diesen betrug 2017 150 Euro. Außerdem lädt sie Heiler von außerhalb ein. Über einen Auftritt des Heilers Charles Ndifon für die TOS hieß es 2017: „Er machte von der Bühne aus nur noch die Feststellung, welche Krankheiten in welcher Ecke des Zeltes gerade geheilt würden. Danach forderte er diejenigen, die sich gemeint fühlten, auf, nach vorne zu kommen.
    Vorne an der Bühne wurden von Helfern diejenigen aussortiert und zurückgeschickt, die eindeutig schwere Krankheiten hatten, z.B. im Rollstuhl saßen. Auf der Bühne demonstrierte er dann die erfolgten Heilungen; wenn seine Demonstrationen nicht gelangen, verspottete er die Kranken, die angeblich nur simulierten.“
    (Annette Kick: Gesundheit als „Christenpflicht“! Heilungsbewegungen kritisch hinterfragt über eine Wunderheilung bei der TOS, 2017)
  5. sekten-artiges Wesen und Ausbeutung
    Ein ehemaliges TOS-Mitglied berichtet von einem stark autoritären System: „Die Leiter der Gemeinde, Jobst Bittner und seine Frau, hätten sich selbst als »Gesalbte des Herren« bezeichnet, die direkt von Gott Weisungen empfingen. Christiane Schmidt erzählt, sie habe keine eigene Meinung vertreten dürfen. Während einer »seelsorgerischen Betreuung« sei sie gezwungen worden »auf den Knien« Buße zu tun. Außerdem hätten die Gemeindeleiter bestimmt, wer mit wem Kontakt halten dürfe. Der Umgang mit Personen, außerhalb der TOS – auch mit Familienmitgliedern – sei unterbunden worden.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 34)
    Ein enges Korsett von Vorschriften regelt das Leben der TOS-Mitglieder: „Die Vorschriften beträfen nicht nur das Gemeinde-, sondern auch das Privatleben der Gläubigen. Ehemalige Mitglieder erzählen, dass die Leiter der TOS absoluten Gehorsam gefordert hätten. Auch Kritik und Widerspruch gälten als Sünde. Außerdem würden die Leiter großen Einsatz von ihren Mitgliedern verlangen und sie immer wieder auffordern, viel Geld zu spenden. Die Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche Württemberg, Annette Kick beobachtet die Gemeinschaft seit vielen Jahren und hat mit zahlreichen ehemaligen Mitgliedern gesprochen. Sie hat den Eindruck, dass das Selbstwertgefühl vieler Mitglieder »Stück für Stück gebrochen« werde.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 32-33)
  6. Dämonen-Glauben und Exorzismus
    Jobst Bittner predigt die Existenz von Teufel und Dämonen in der Welt und auf angeblich besessene Mitglieder wird psychischer Druck ausgeübt: „Der Tübinger Psychologe Axel Schubert sagt, ein ehemaliges Mitglied habe ihm berichtet, dass angeblich besessene Personen über Stunden angeschrien worden sein. Zwei oder drei TOS-Mitarbeiter hätten sich dabei abgewechselt und – wie sie es darstellen – auf den Dämon eingewirkt, um ihn auszutreiben.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 25)

Fazit: Keine Akzeptanz von Intoleranz
Die TOS wird ihren Platz auf dem Stadtfest benutzen, um zu missionieren. Als säkular bis atheistisch eingestellte Menschen finden wir vom Epplehaus es unerträglich einer Gruppe wie der TOS auf dem Stadtfest einen Platz bekommt.
Religionsfreiheit bedeutet keine Freiheit vor Religions-Kritik und ganz bestimmt keinen Freifahrtschein für Homofeindlichkeit!