Stopp Kopp!

Die gefährlichen Seiten des rechten Kopp-Verlags

Nach dem alten Motto „Es gibt kein ruhiges Hinterland!“ wollen wir uns mit dem Kopp-Verlag in Rottenburg kritisch auseinandersetzen und und gegen diese sprudelnde Quelle von Hass und Desinformation aktiv werden.

Das Geschäft mit Angst und Hetze
Der Kopp-Verlag wurde im Jahr 1993 als ‚Fachverlag‘ für Ufos, also für fliegende Untertassen, gegründet. Heute ist er einer der größeren Verlage in der Bundesrepublik und hat laut Eigenangabe 200 Mitarbeiter*innen. Im Jahr 2011 bezog er ein neues 5.000 Quadratmeter großes Verlagsgebäude am Rande von Rottenburg. Schon längst ist Kopp mehr als nur ein Verlag. Er ist ebenso ein Buch- und Prepper-Versand, Herausgeber eigener Zeitschriften, Verbreiter alternativer Nachrichten, Organisator eigener Veranstaltungen und Produzent eigener Kosmetik- und ‚Gesundheits‘-Mittel.
Im Jahr 2023 hatte der Verlag ein Sortiment von über 2 Millionen Artikeln und 2020 soll er 250.000 Kataloge pro Monat versandt haben.

Sein Hauptgeschäft macht er jedoch immer noch mit Büchern. Eine Auswahl von deutlichen Buch-Titeln, die vom Kopp-Verlag verlegt werden, verdeutlicht gegen wen sich die Bücher richten:

„Rote Lügen in grünem Gewand: Der kommunistische Hintergrund der Öko-Bewegung“ (2009)
„Logenmord Jög Haider? Freimaurer und der mysteriöse Tod des Politikers“ (2010)
„Beuteland. Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945“ (2016)
„Böse Gutmenschen. Wer uns heute mit schönen Worten in den Abgrund führt“ (2017)
„No-Go-Areas. Wie der Staat vor der Ausländerkriminalität kapituliert“ (2017)
„Kommt die Klima-Diktatur? Eine faktenreiche Analyse des grünen Klimawahns“ (2019)
„Bevölkerungsaustausch in Europa. Wie eine globale Elite die Massenmigration nutzt, um die einheimische Bevölkerung zu ersetzen“ (2019)
„Der Linksstaat. Enthüllt: Die perfiden Methoden der »Antifa« und ihrer Helfershelfer in Politik und Medien“ (2019)
„Staats-ANTIFA. Die heimliche Machtergreifung der Linksextremisten“ (2020)
„Das Wörterbuch der Lügenpresse“ (2020)
„Zum Abschuss freigegeben. Im Fadenkreuz der rotlackierten Nazis“ (2020)
„Vorsicht Diktatur! Wie in Deutschland die Demokratie abgebaut und ein totalitärer Staat aufgebaut wird“ (2020)
„Gesundheitsdiktatur. Der totale Gesundheitsstaat: Bill Gates, das Virus und die Neue Weltordnung“ (2020)
„Der Ansteckungsmythos. Warum Viren nicht die Ursache von Krankheiten sind“ (2021)
„Demozid. Will eine selbsternannte Elite die Menschheit reduzieren?“ (2023)
Entgegen dem eigenen aufklärerischen Anspruch („Nachrichten, die ihnen die Augen öffnen“) werden im Kopp-Verlag auf vielfältige Weise menschenverachtende und reaktionäre Inhalte transportiert. Das Angebot des Kopp-Verlages umfasst ein breites Themenspektrum. Seinen Schwerpunkt hat der Verlag im Bereich Verschwörungsmythen. Durch ihre ideologische Basis sind die meisten dieser Mythen aber keine wissenschaftlich prüfbare Annahmen (Theorien), sondern Modelle, die zumeist verkürzte und nicht belegbare Welterklärungen anbieten.
Die Verkürzungen beziehen sich zumeist darauf, dass kleinere, fest definierte Gruppen als angeblich „Hintergrundmächte“ die Welt lenken würden. Sie fungieren durch diese Darstellung als Sündenböcke, indem sie gezielt für diverse Probleme in der Welt verantwortlich gemacht werden. Eine systemische Analyse, etwa der Wirtschaft und Gesellschaft, wird damit vermieden.
Auch ist die Markierung z.B. jüdischer Familien oder von Freimaurern und Logen als Verantwortliche potenziell anschlussfähig an traditionelle Feindbilder aus dem Nationalsozialismus.

Der Kopp-Verlag und der Rechtsruck
Im Verlags-Teil von Kopp erschienen immer wieder Bücher eindeutig extrem rechter Autor*innen (z.B. Udo Ulfkotte) mit entsprechend antiamerikanischen, rassistischen oder antiziganistischen Inhalten. Ebenso werden Hass gegen LGBTIQ+, Linke, Feministinnen oder die Klima-Bewegung durch Bücher im Kopp-Verlag verbreitet. Der Rechtsruck hat in der Bundesrepublik nur seinen sichtbarsten Ausdruck in Wahlerfolgen und Umfragehochs der AfD. Dahinter steckt nicht nur eine einzelne Partei, sondern ein ganzes Netzwerk, welches teilweise seit Jahrzehnten an einer Verschiebung der Gesellschaft nach rechts arbeitet. Wir bewerten den Kopp-Verlag als einen wichtigen Knotenpunkt in diesem rechten Netzwerk. Ob der Verlagsinhaber Jochen Kopp mit seiner Tätigkeit vor allem ideologisch oder eher ökonomisch motiviert ist, ist dabei nachrangig. Auf jeden Fall weist der Verlag eine gewisse Nähe zur AfD auf, inhaltlich wie personell. Der Kopp-Buchautor Peter Boehringer aus München sitzt zum Beispiel für die AfD im Bundestag und der Kopp-Buchautor Thor Kunkel war 2015 Berater der Berliner AfD im Wahlkampf und Berater der AfD für die Bundestagswahl 2017. Andere AfD-Bundestagsabgeordnete empfehlen Bücher aus dem Kopp-Verlag und Kopp-Buchautoren treten als vermeintliche Expertinnen für die AfD auf.

Vielseitig gefährlich
Wir treten der Verharmlosung des Kopp-Verlags als „nur ein Verlag mit gemischten Programm“ oder als „irre, aber harmlos“ entgegen.
Der bekannte Politikwissenschaftler Prof. Claus Leggewie fasste es bereits 2016 treffend zusammen: „Die Autoren, die Herr Kopp präsentiert, befeuern Ängste. Angst ist ein schlechter Ratgeber, Angst soll sich nicht zu einer kollektiven Panik ausbreiten. Das war am Ende der Weimarer Republik so. Panik im Mittelstand ist im Grunde ein Wegbereiter für populistische und sogar faschistische Bewegungen.“ [1]

Wir stellen fest:

  1. Der Kopp-Verlag ist der größte rechte Verlag in der Bundesrepublik, auch wenn nicht alle seine Bücher rechte oder reaktionäre Inhalte aufweisen.
  2. Der Kopp-Verlag ist einer der größten verschwörungsideologischen Verlage der Bundesrepublik.
  3. Der Kopp-Verlag ist ein wichtiger Verbreiter von falschen und gesundheitsgefährdenden Inhalten und Mitteln aus dem Spektrum der so genannten ‚Alternativmedizin‘.

    Was tun? Was tun!
    Wir die unterzeichnenden Gruppen benennen nicht nur das Problem, sondern werden auch konkret.
    Deswegen …
    … rufen wir für den 27. April 2024 zu einer Fahrrad-Demo gegen den Kopp-Verlag in Rottenburg auf!
    … fordern wir von der Stadt Rottenburg per Gemeinderatsbeschluss eine öffentliche Distanzierung vom Kopp-Verlag!
    … fordern wir von Betrieben, die mit dem Kopp-Verlag kooperieren, diese Geschäftsbeziehungen zu beenden!

[1] Angstmacher aus Rottenburg – Der Kopp-Verlag in der Kritik, 06.03.16, Das Erste, http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/ndr/kopp100.html

UNTERZEICHNENDE GRUPPEN:

4-Häuser-Projekt
Alboffensive – kein brauner Alb(t)raum
Arbeitskreis Kritischer Juristen Tübingen
Attac Tübingen-Reutlingen
Befreiungstheologisches Netzwerk Tübingen
Bündnis 90 / die Grünen – Kreisverband Tübingen
Bündnis gemeinsam & solidarisch gegen Rechts – Reutlingen und Tübingen
Critical Mass Tübingen
CSD Reutlingen
DGB-Jugend der Region Neckar-Alb Obere Donau
Die Linke Ortsverband Rottenburg
Die Linke Kreisverband Tübingen
Epplehaus Tübingen
Ende Gelände Tübingen
Fachschaften-Vollversammlung Tübingen
FCK Eigenheim (Wohnprojekt in Gründung in Reutlingen)
Fridays for Future Reutlingen
Fridays for Future Tübingen
Gegen Vergessen für Demokratie – Regional-AG Böblingen – Herrenberg – Tübingen
GEW Kreis Reutlingen-Tübingen
Grüne Hochschulgruppe Tübingen
Health for Future Tübingen
Infoladen Tübingen
Input Tübingen
Kulturverein franz.K Reutlingen
KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen
Lu15 (Wohnprojekt)
Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen und die Region (OTFR)
parents for future Tübingen
Queeres Zentrum Tübingen
Reutlingen for Organisation, Solidarity and Actions (ROSA)
Rojava Solidarity Tübingen
Tübinger Offenes Antikapitalistisches Klimatreffen (TO AKT)
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschist*innen VVN-BdA Tübingen
Wählervereinigung Tübinger Linke – TüL
Wohnprojekt Schellingstraße
ZAK³ (Gruppe gegen Kapitalismus, Krieg und Kohlendioxid)

Bundesfreiwilligendienst im Epplehaus: Selbstverwaltung mit Herausforderungen

Das Jugendzentrum Epplehaus ist ein selbstverwaltetes Jugendzentrum im Herzen Tübingens mit einem politischen Selbstverständnis. Es bietet ab dem 1. September 2024 eine Stelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes mit der entsprechenden Vergütung an (ca 500 €).

Wir suchen für ein Jahr eine_n einsatzfreudige_n Bewerber_in ab 18 Jahren. Der Besitz eines Führerscheins, generelle handwerkliche Vorkenntnisse auch im Bereich der Veranstaltungstechnik und grundlegende PC-Kenntnisse sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.

Wir bieten einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz mit viel Eigenverantwortung und einem hohen Maß an Selbstverantwortung, die Möglichkeit zum Erwerb von Kompetenzen in den Bereichen Büroarbeit, Betreuung von Homepage und Social Media, Grafikbearbeitung, handwerkliche Tätigkeiten, hausmeisterliche Tätigkeiten und Veranstaltungsbetrieb.
Teilbereiche des Aufgabenfelds können gerne an die individuellen Fähigkeiten der/des Bewerber_in angepasst werden.

Wir freuen uns auf deine Bewerbung!

E-mail an: team@epplehaus.de oder per Post an: Jugendzentrum Epplehaus, Postfach 1765, 72007 Tübingen

Passende Bewerber_innen werden von uns eingeladen, sich im Plenum der Ehrenamtlichen vorzustellen.

Tübingen: Signale der Solidarität an die Opposition im Iran

Seit dem Tod der jungen, kurdischen Frau Jina Mahsa Amini in Teheran am 16. September 20220 bebt es im Iran. Amini war von der islamischen Sittenpolizei festgenommen und misshandelt worden, weil angeblich ihr Kopftuch nicht richtig saß. Seit Beginn der Mullah-Herrschaft 1979 herrscht im Iran eine gesetzlich verordnete Kopftuchpflicht für Frauen.

Es ist nicht das erste Mal dass die Menschen im Iran aufstehen, aber noch nie war das Mullah-Regime so sehr in seiner Existenz bedroht wie dieses Mal und wie jedes in die Enge gedrängte Ungeheuer schlägt das Regime wild um sich. Exakte Zahlen gibt es nicht, aber im Verlauf der Proteste wurden mindestens 506 Bürger*innen getötet, darunter 69 Kinder, und mehr als 18.500 Menschen wurden verhaftet. Zwei Todesurteile wurden offiziell vollstreckt. (Stand: 24.12.2022, 100. Tag der Proteste). Viele der Festgenommenen wurden gefoltert, misshandelt und viele Frauen vergewaltigt.
Darüber hinaus greift die iranische Armee in Irakisch-Kurdistan seit Ende September 2022 mit Bombardierungen an. Es gab in der Folge mehrere Tote. Da die iranischen Kurden-Gebiete zusammen mit dem iranischen Belutschistan Hochburgen des Widerstands sind, fürchtet man die Rückkehr iranisch-kurdischer Oppositioneller aus dem Exil.

Die Führer des Gottesstaats erklären sich die Proteste über antisemitische Verschwörungserzählungen. So erklärte der Oberste Führer Ali Chamenei vor Kadetten in Teheran, dass der Tod von Mahsa Amini nicht Ursache der Unruhen sei, sondern „dass diese Unruhen und Unsicherheiten von Amerika und dem zionistischen Regime und ihren Mitarbeitern geplant“ worden seien. Mit ‚zionistischen Regime‘ ist Israel gemeint, was vom iranischen Gottesstaat mit Vernichtung bedroht wird. Eine Serie antisemitischer Anschläge auf Synagogen in der Bundesrepublik in den letzten Monaten ist laut Medien-Berichten auf den iranischen Geheimdiensts zurückzuführen.

Es ist eine Revolution der Frauen, die da stattfindet. Die Protest-Parole lautet auch „Jin, Jiyan, Azadî“ („Frau, Freiheit, Leben“). Sie ist gegen ein islamistisch-patriarchale System gerichtet, welches seine ultrakonservative Sexualmoral speziell gegen Frauen und auch gegen LSBTTIQ mit Gewalt bis hin zum Tod durchzusetzen versucht.
Im Gegensatz zu früheren Protesten im Iran ist die Protestbewegung diesmal dezentral und umfasst alle Gesellschaftsschichten, Geschlechter und Generationen, sowie alle wichtigen ethnischen Gruppen. Noch nie war das Regime so sehr in seiner Existenz bedroht wie heute.

Wir hier in Tübingen und im Westen bewundern die Menschen im Iran für ihren Mut trotz der Gefahren auf die Straße zu gehen und zu kämpfen. Sie haben im Grunde schon gewonnen, denn die kollektive Erfahrung der Selbstermächtigung durch den Widerstand lässt sich nicht niederknüppeln.
Wir im Westen müssen Druck auf unsere Regierungen ausüben und aufrecht erhalten, den iranischen Gottesstaat mit allen möglichen Mitteln einzuschränken und zu boykottieren. Gleichzeitig müssen wir Signale der Solidarität zu den Menschen im Iran senden, damit sie wissen das sie nicht alleine sind.

*** Link-Tipps ***

Tor Snowflake – Gegen staatliche Internetzensur

Staatliche Repression in der digitalen Welt ist zwischenzeitlich ein wirkungsvoller und oft angewandter Schritt um die Bevölkerung zu beeinflussen. Besonders in China und im Iran zeigt sich ein stark beschränkter Internetzugang in der Allgemeinbevölkerung und erschwert damit den Kampf gegen die jeweiligen autoritären Regime.
Ein (bestenfalls anonymer) Zugang zum Internet stellt dann ein wichtiges Hilfsmittel für Widerstand und Zugang zu propagandafreien Informationen dar.
Generell gilt: Eine Beschränkung des Internetzugangs und damit der Informationsfreiheit erfolgt so gut wie immer entgegen dem Interesse der Öffentlichkeit und im Interesse des Staates. Wir leisten daher einen Beitrag zu einem zugänglichen und anonymen Internet.


Falls auch ihr helfen möchtet ist dies sehr einfach möglich. Aktiviert unten den TOR-snowflake proxy und lasst dieses Browser-Fenster geöffnet.
Weitere Informationen zur Funktion erhaltet ihr unter „Mehr erfahren“ beim TOR-Projekt.

Langfristig findet ihr TOR-snowflake hier: Tor Snowflake

Keine Nächstenliebe für die TOS!

Bis 2010 war TOS die Abkürzung für „Tübinger Offensive Stadtmission“, seitdem fungiert das Kürzel als Eigenname. Bei der TOS handelt es sich um eine evangelikale Freikirche neupfingstlerisch-charismatischer Ausrichtung.
Zentrale Bezugspersonen sind das Pastoren-Ehepaar Jobst und Charlotte Bittner.
Tübingen ist Gründungsort und weiterhin Zentrale der TOS. Hier soll die TOS über 350 Gemeindemitglieder verfügen, weitere hunderte Nicht-Mitglieder besuchen ihre Gottesdienste.
Seit Gründung der TOS 1990 hat sich die TOS in Tübingen gut verankert. Hier verfügt sie über Immobilien-Besitz und hat diverse Unter-Organisationen, z.B. eine eigene Hochschulgruppe, einen Verlag, eine Pfadfindergruppe, Bands und mehrere Vereine.
Erscheint die TOS auf den ersten Blick freundlich und sozial engagiert, so handelt es sich bei genaueren Betrachtung um eine homofeindliche und in sekten-ähnliche Gruppierung.
Orientiert wird sich an einer engen, theologisch-konservativen Interpretation der Bibel als dem ‚unfehlbaren‘ Wort Gottes. Zitat von der TOS-Homepage: „Grundlage allen Denkens und Handelns in der Gemeinde ist die Bibel.“

Aus emanzipatorischer Perspektive ergeben sich folgende konkrete Kritikpunkte an der TOS.

  1. christlicher Nationalismus
    Die TOS vertritt einen christlich geprägten Nationalismus („Deutschland braucht Jesus“, „Deutschland braucht kontinuierliches TAG UND NACHT GEBET“), der sich zum Beispiel in der „Gebetskonferenz für Deutschland“ im September 2021 äußerte.
  2. christliche Homofeindlichkeit
    In der NDR-Dokumentation „Mission unter falscher Flagge“ von 2014 heißt es: „Eine charismatische Gemeinde ist die TOS Gemeinde Tübingen. Wer hier Mitglied sein will, soll vorher eine sogenannte Lebensbeichte ablegen. Anhand einer mehrseitigen Liste kann man potenzielle Sünden identifizieren. Dazu zählen Geisteskrankheiten, die Tatsache, dass man seine Eltern als Kind nackt gesehen hat oder auch Homosexualität und homosexuelle Gedanken. Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS wiegelt ab, es gehe weniger um die einzelnen Dinge bei der Lebensbeichte, sondern darum, „dass ich mich von Gott abwende“. Die Lebensbeichte solle eher „wie ein Spiegel“ sein, durch den man sich Gott wieder zuwenden könne, so Bittner.
    Die TOS Gemeinde Tübingen veranstaltet immer wieder sogenannte Heilungsgottesdienste oder Heilungskonferenzen. Bei einer dieser Veranstaltungen Anfang des Jahres war auch der Arzt Dr. Arne Elsen aus Hamburg – eigentlich Diabetologe – anwesend, der auf die Frage eines homosexuellen „Panorama“-Reporters, ob er ihn von seiner Homosexualität heilen könne, antworte: „Logisch“.
    […] „Die Bibel lehnt Homosexualität als Lebensstil ab,“ sagt Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS.“
  3. religiöser Philosemitismus
    Die TOS veranstaltet seit 2007 so genannte „Märsche des Lebens“ für Shoah-Überlebende. Was sich anhört wie eine sinnvolle Aktion, wird aus einem sehr schrägen Geschichtsverständnis abgeleitet. Zum einen geht es um das evangelikale Verständnis von Jüdinnen als dem „auserwählten Volk Gottes“, zum anderen wird die Shoah als religiöse „Vorfahrenschuld“ der nichtjüdischen Deutschen verstanden. Davon gilt es sich zu befreien („Jesus vergibt dir den Holocaust“), was in Form eines Exorzismus der NS-Geschichte versucht wird.
    Mit einer rationalen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte hat das nichts zu tun, zumal andere NS-Opfergruppen ignoriert werden.
    Es ist auch zu fragen, wie weit die Judenliebe der TOS geht, wenn Jüd
    innen nicht Jesus als ihren Messias anerkennen. So ist der Partner der TOS in Israel das „Jerusalem Institute of Justice“ (JIJ) in Tel Aviv, dessen einziger Vertreter ein messianischer Jude ist.
  4. Wunderheilung
    Die TOS bietet verzweifelten Menschen vermeintliche Wunderheilungen über so genannte Healingrooms an. Die Teilnahmegebühr an diesen betrug 2017 150 Euro. Außerdem lädt sie Heiler von außerhalb ein. Über einen Auftritt des Heilers Charles Ndifon für die TOS hieß es 2017: „Er machte von der Bühne aus nur noch die Feststellung, welche Krankheiten in welcher Ecke des Zeltes gerade geheilt würden. Danach forderte er diejenigen, die sich gemeint fühlten, auf, nach vorne zu kommen.
    Vorne an der Bühne wurden von Helfern diejenigen aussortiert und zurückgeschickt, die eindeutig schwere Krankheiten hatten, z.B. im Rollstuhl saßen. Auf der Bühne demonstrierte er dann die erfolgten Heilungen; wenn seine Demonstrationen nicht gelangen, verspottete er die Kranken, die angeblich nur simulierten.“
    (Annette Kick: Gesundheit als „Christenpflicht“! Heilungsbewegungen kritisch hinterfragt über eine Wunderheilung bei der TOS, 2017)
  5. sekten-artiges Wesen und Ausbeutung
    Ein ehemaliges TOS-Mitglied berichtet von einem stark autoritären System: „Die Leiter der Gemeinde, Jobst Bittner und seine Frau, hätten sich selbst als »Gesalbte des Herren« bezeichnet, die direkt von Gott Weisungen empfingen. Christiane Schmidt erzählt, sie habe keine eigene Meinung vertreten dürfen. Während einer »seelsorgerischen Betreuung« sei sie gezwungen worden »auf den Knien« Buße zu tun. Außerdem hätten die Gemeindeleiter bestimmt, wer mit wem Kontakt halten dürfe. Der Umgang mit Personen, außerhalb der TOS – auch mit Familienmitgliedern – sei unterbunden worden.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 34)
    Ein enges Korsett von Vorschriften regelt das Leben der TOS-Mitglieder: „Die Vorschriften beträfen nicht nur das Gemeinde-, sondern auch das Privatleben der Gläubigen. Ehemalige Mitglieder erzählen, dass die Leiter der TOS absoluten Gehorsam gefordert hätten. Auch Kritik und Widerspruch gälten als Sünde. Außerdem würden die Leiter großen Einsatz von ihren Mitgliedern verlangen und sie immer wieder auffordern, viel Geld zu spenden. Die Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche Württemberg, Annette Kick beobachtet die Gemeinschaft seit vielen Jahren und hat mit zahlreichen ehemaligen Mitgliedern gesprochen. Sie hat den Eindruck, dass das Selbstwertgefühl vieler Mitglieder »Stück für Stück gebrochen« werde.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 32-33)
  6. Dämonen-Glauben und Exorzismus
    Jobst Bittner predigt die Existenz von Teufel und Dämonen in der Welt und auf angeblich besessene Mitglieder wird psychischer Druck ausgeübt: „Der Tübinger Psychologe Axel Schubert sagt, ein ehemaliges Mitglied habe ihm berichtet, dass angeblich besessene Personen über Stunden angeschrien worden sein. Zwei oder drei TOS-Mitarbeiter hätten sich dabei abgewechselt und – wie sie es darstellen – auf den Dämon eingewirkt, um ihn auszutreiben.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 25)

Fazit: Keine Akzeptanz von Intoleranz
Die TOS wird ihren Platz auf dem Stadtfest benutzen, um zu missionieren. Als säkular bis atheistisch eingestellte Menschen finden wir vom Epplehaus es unerträglich einer Gruppe wie der TOS auf dem Stadtfest einen Platz bekommt.
Religionsfreiheit bedeutet keine Freiheit vor Religions-Kritik und ganz bestimmt keinen Freifahrtschein für Homofeindlichkeit!