Keine Nächstenliebe für die TOS!

Bis 2010 war TOS die Abkürzung für „Tübinger Offensive Stadtmission“, seitdem fungiert das Kürzel als Eigenname. Bei der TOS handelt es sich um eine evangelikale Freikirche neupfingstlerisch-charismatischer Ausrichtung.
Zentrale Bezugspersonen sind das Pastoren-Ehepaar Jobst und Charlotte Bittner.
Tübingen ist Gründungsort und weiterhin Zentrale der TOS. Hier soll die TOS über 350 Gemeindemitglieder verfügen, weitere hunderte Nicht-Mitglieder besuchen ihre Gottesdienste.
Seit Gründung der TOS 1990 hat sich die TOS in Tübingen gut verankert. Hier verfügt sie über Immobilien-Besitz und hat diverse Unter-Organisationen, z.B. eine eigene Hochschulgruppe, einen Verlag, eine Pfadfindergruppe, Bands und mehrere Vereine.
Erscheint die TOS auf den ersten Blick freundlich und sozial engagiert, so handelt es sich bei genaueren Betrachtung um eine homofeindliche und in sekten-ähnliche Gruppierung.
Orientiert wird sich an einer engen, theologisch-konservativen Interpretation der Bibel als dem ‚unfehlbaren‘ Wort Gottes. Zitat von der TOS-Homepage: „Grundlage allen Denkens und Handelns in der Gemeinde ist die Bibel.“

Aus emanzipatorischer Perspektive ergeben sich folgende konkrete Kritikpunkte an der TOS.

  1. christlicher Nationalismus
    Die TOS vertritt einen christlich geprägten Nationalismus („Deutschland braucht Jesus“, „Deutschland braucht kontinuierliches TAG UND NACHT GEBET“), der sich zum Beispiel in der „Gebetskonferenz für Deutschland“ im September 2021 äußerte.
  2. christliche Homofeindlichkeit
    In der NDR-Dokumentation „Mission unter falscher Flagge“ von 2014 heißt es: „Eine charismatische Gemeinde ist die TOS Gemeinde Tübingen. Wer hier Mitglied sein will, soll vorher eine sogenannte Lebensbeichte ablegen. Anhand einer mehrseitigen Liste kann man potenzielle Sünden identifizieren. Dazu zählen Geisteskrankheiten, die Tatsache, dass man seine Eltern als Kind nackt gesehen hat oder auch Homosexualität und homosexuelle Gedanken. Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS wiegelt ab, es gehe weniger um die einzelnen Dinge bei der Lebensbeichte, sondern darum, „dass ich mich von Gott abwende“. Die Lebensbeichte solle eher „wie ein Spiegel“ sein, durch den man sich Gott wieder zuwenden könne, so Bittner.
    Die TOS Gemeinde Tübingen veranstaltet immer wieder sogenannte Heilungsgottesdienste oder Heilungskonferenzen. Bei einer dieser Veranstaltungen Anfang des Jahres war auch der Arzt Dr. Arne Elsen aus Hamburg – eigentlich Diabetologe – anwesend, der auf die Frage eines homosexuellen „Panorama“-Reporters, ob er ihn von seiner Homosexualität heilen könne, antworte: „Logisch“.
    […] „Die Bibel lehnt Homosexualität als Lebensstil ab,“ sagt Jobst Bittner, Gemeindeleiter der TOS.“
  3. religiöser Philosemitismus
    Die TOS veranstaltet seit 2007 so genannte „Märsche des Lebens“ für Shoah-Überlebende. Was sich anhört wie eine sinnvolle Aktion, wird aus einem sehr schrägen Geschichtsverständnis abgeleitet. Zum einen geht es um das evangelikale Verständnis von Jüdinnen als dem „auserwählten Volk Gottes“, zum anderen wird die Shoah als religiöse „Vorfahrenschuld“ der nichtjüdischen Deutschen verstanden. Davon gilt es sich zu befreien („Jesus vergibt dir den Holocaust“), was in Form eines Exorzismus der NS-Geschichte versucht wird.
    Mit einer rationalen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte hat das nichts zu tun, zumal andere NS-Opfergruppen ignoriert werden.
    Es ist auch zu fragen, wie weit die Judenliebe der TOS geht, wenn Jüd
    innen nicht Jesus als ihren Messias anerkennen. So ist der Partner der TOS in Israel das „Jerusalem Institute of Justice“ (JIJ) in Tel Aviv, dessen einziger Vertreter ein messianischer Jude ist.
  4. Wunderheilung
    Die TOS bietet verzweifelten Menschen vermeintliche Wunderheilungen über so genannte Healingrooms an. Die Teilnahmegebühr an diesen betrug 2017 150 Euro. Außerdem lädt sie Heiler von außerhalb ein. Über einen Auftritt des Heilers Charles Ndifon für die TOS hieß es 2017: „Er machte von der Bühne aus nur noch die Feststellung, welche Krankheiten in welcher Ecke des Zeltes gerade geheilt würden. Danach forderte er diejenigen, die sich gemeint fühlten, auf, nach vorne zu kommen.
    Vorne an der Bühne wurden von Helfern diejenigen aussortiert und zurückgeschickt, die eindeutig schwere Krankheiten hatten, z.B. im Rollstuhl saßen. Auf der Bühne demonstrierte er dann die erfolgten Heilungen; wenn seine Demonstrationen nicht gelangen, verspottete er die Kranken, die angeblich nur simulierten.“
    (Annette Kick: Gesundheit als „Christenpflicht“! Heilungsbewegungen kritisch hinterfragt über eine Wunderheilung bei der TOS, 2017)
  5. sekten-artiges Wesen und Ausbeutung
    Ein ehemaliges TOS-Mitglied berichtet von einem stark autoritären System: „Die Leiter der Gemeinde, Jobst Bittner und seine Frau, hätten sich selbst als »Gesalbte des Herren« bezeichnet, die direkt von Gott Weisungen empfingen. Christiane Schmidt erzählt, sie habe keine eigene Meinung vertreten dürfen. Während einer »seelsorgerischen Betreuung« sei sie gezwungen worden »auf den Knien« Buße zu tun. Außerdem hätten die Gemeindeleiter bestimmt, wer mit wem Kontakt halten dürfe. Der Umgang mit Personen, außerhalb der TOS – auch mit Familienmitgliedern – sei unterbunden worden.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 34)
    Ein enges Korsett von Vorschriften regelt das Leben der TOS-Mitglieder: „Die Vorschriften beträfen nicht nur das Gemeinde-, sondern auch das Privatleben der Gläubigen. Ehemalige Mitglieder erzählen, dass die Leiter der TOS absoluten Gehorsam gefordert hätten. Auch Kritik und Widerspruch gälten als Sünde. Außerdem würden die Leiter großen Einsatz von ihren Mitgliedern verlangen und sie immer wieder auffordern, viel Geld zu spenden. Die Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche Württemberg, Annette Kick beobachtet die Gemeinschaft seit vielen Jahren und hat mit zahlreichen ehemaligen Mitgliedern gesprochen. Sie hat den Eindruck, dass das Selbstwertgefühl vieler Mitglieder »Stück für Stück gebrochen« werde.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 32-33)
  6. Dämonen-Glauben und Exorzismus
    Jobst Bittner predigt die Existenz von Teufel und Dämonen in der Welt und auf angeblich besessene Mitglieder wird psychischer Druck ausgeübt: „Der Tübinger Psychologe Axel Schubert sagt, ein ehemaliges Mitglied habe ihm berichtet, dass angeblich besessene Personen über Stunden angeschrien worden sein. Zwei oder drei TOS-Mitarbeiter hätten sich dabei abgewechselt und – wie sie es darstellen – auf den Dämon eingewirkt, um ihn auszutreiben.“
    (Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland, Berlin 2009, Seite 25)

Fazit: Keine Akzeptanz von Intoleranz
Die TOS wird ihren Platz auf dem Stadtfest benutzen, um zu missionieren. Als säkular bis atheistisch eingestellte Menschen finden wir vom Epplehaus es unerträglich einer Gruppe wie der TOS auf dem Stadtfest einen Platz bekommt.
Religionsfreiheit bedeutet keine Freiheit vor Religions-Kritik und ganz bestimmt keinen Freifahrtschein für Homofeindlichkeit!

50 Jahre Epplehaus: Happy Besetzungsday!

Das Epplehaus wird am 22. Juni 2022 ein halbes Jahrhundert alt. Ob die Menschen, die in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 1972 das Gebäude in der Karlsstraße 13 besetzten, sich vorstellen konnten, dass ihre Besetzung 50 Jahre lang hält?
Vielleicht schon, in Tübingen wurde immerhin Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ geboren.
Seit der Besetzung des leer stehenden Gebäudes nach einem Konzert von „Ton Steine Scherben“ ist viel Wasser den Neckar runter geflossen. Generationen wurden im Epplehaus erwachsen und sind ihm wieder entwachsen. Viele Epplis haben Tübingen verlassen, aber einige trugen weiter einen Funken vom Epplehaus-Spirit in sich.
Hunderte, vermutlich tausende, vor allem junger Menschen, sind durch die praktische Schule der Basisdemokratie und der Selbstorganisation gegangen.
Hunderttausende waren auf Partys und Konzerten zu Gast. Es wurde getanzt, gefeiert, getrunken und geredet. Paare fanden sich, Paare trennten sich. Freundschaften entstanden und wuchsen.
Für viele Aktive war das Epplehaus auch der notwendige Rückzugsraum vor Alltagsstress, Problemen mit den Eltern und ein Treffpunkt mit Freundinnen. Das Epple bot Raum, vor allem Freiraum. Zum organisieren, lernen, treffen, veranstalten und Musik machen. Als relativ unkommerzieller Veranstaltungsraum war das Epplehaus ein Experimentierfeld für Musik-Richtungen abseits des Mainstreams wie Punkrock, Reggae, Metal oder Dubstep.
Für einige DJs und Live-Musikerinnen wurde das Epple ein Sprungbrett zum Erfolg. Der damalige Sozialarbeiter Hartmut Litzbarski merkte im März 2000 an: „Die Hälfte unserer regelmäßigen DJs geht jetzt nach Hamburg, die andere nach Berlin.“
Das „Schwäbisches Tagblatt“ nannte 2004 das Epplehaus anerkennend ein „Zentrum der Jugendkulturförderung, Mekka verschiedener Szene-Gruppen, Schmiede zahlreicher Musiker“.
In einem Artikel am 17. Mai 2005 im „Schwäbisches Tagblatt“ hieß es sogar einmal: „Nach dem Konzert wurde im Epplehaus weitergefeiert, dessen Macher längst das Bundesverdienstkreuz hätten, wenn Punk als wohltätig gälte.“
Vermutlich würde so etwas wie das Bundesverdienstkreuz aber von den Epple-Aktiven abgelehnt werden. Denn das Haus hat sich vielleicht äußerlich gewandelt, die Besetzung hat immer wieder gewechselt – und doch ist das Haus unbequem geblieben!

Wir feiern am 24. und 25. Juni 2022 den 50. Jahrestag der Epple-Besetzung.
Informationen zum Programm findet ihr hier: Epplehaus Jubiläums – Openair

Wir suchen noch helfende Hände für das Jubiläum. Falls ihr Interesse habt schaut hier vorbei: Schichtplan 50-Jahre

Auf die nächsten 50 Jahre!

8. März ist alle Tage

Aufruf des queer-feministischen Bündnis zum 8.März

Hallo zusammen!
Letztes Jahr haben wir am Vorabend des 8. März (Internationaler Frauen- und Queerskampftag) eine große Nachttanzdemonstration organisiert, die ein voller Erfolg war. Dieses Jahr gehen wir wieder auf die Straße, denn Corona hat für viele Frauen und Queers die Situation nur zugespitzt.
Trotzdem wird es dieses Jahr dezentraler, aber umso lauter.

1) Am Sonntag (7.3.) laden wir euch zu einem Queerfeministischen Stadtspaziergang ein.
Entlang der Steinlach, am Sternplatz, am Epplehaus und bis zur Neckarbrücke gibt es
Infostände, Mitmachaktionen, Musik und Streetart. Geht mit eurer kleinen Bezugsgruppe zwischen 16 und 18 Uhrauf einen Sonntagsspaziergang. Wer nicht raus will, kann daheim am Computer die Streams auf twitch verfolgen.

2) Am Montag (8.3.) gibt es im Anschluss an das Holzmarktspektakel vom Frauen-Netzwerk Tübingen um 18 Uhr eine Demo. Treffpunkt ist der Marktplatz. Seid laut und bunt und kämpferisch. Wer mag ist eingeladen zu glitzern! Für eine Rollischiebeassistenz wird gesorgt sein.

Wir bitten euch bei beiden Veranstaltungen stets die
Corona-Abstandsregeln einzuhalten und Maske zu tragen. Danke!

POLISH WOMEN ON STRIKE *** ABOUT:UTOPIA *** WOMEN DEFEND ROJAVA
*** TANTE HUBER *** LU 15 *** CATCALLS OF TUEBINGEN *** AMNESTY
INTERNATIONAL *** QUEER FEMINIST TUEBINGEN *** EPPLEHAUS ***
INTERVENTIONISTISCHE LINKE *** FRAUEN*GRUPPE ZUMUTUNG

Im Detail erwartet euch am Sonntag:
– Sternplatz: Action der LU15
– Huberstraße: „AdventureCaret“ – Politik und Kunst über Carearbeit, Corona, Visionen und Vulvas @ Tante Huber
– Musik live stream (als After Show von 19 bis 21 Uhr): „Aufstand
aus der Küche“ – Küchen Talk mit weiblichen* DJ Artists und Küchenmusik live Streaming von Tante Huber https://youtu.be/ds9Gzun8L78
– Epplehaus: Video Musikstream auf twitch (15-19 Uhr)
https://m.twitch.tv/epplehaustuebingen/profile
– Karlstraße: „Platz für Sorge“ Mitmachaktion vor dem Epplehaus von der
Interventionistischen Linken und der Frauen*gruppe Zumutung
– Infotisch von Women Defend Rojava
– Streetart und Kreide in der ganzen Stadt

~~~~English version~~~~

Hello everyone!
Last year we organized a big night dance demonstration on the eve of March 8 (International Women and Queer Fight Day), which was a great success. This year we will go on the streets again, because the crisis made the situation of women* and Queers not better. It will be more decentral but even louder than last year. So we still have two nice events planned:

1) On Sunday (7.3.) we invite you to a Queerfeminist City Walk. Along the Steinlach, at the Sternplatz, at Epplehaus and on the Neckarbrücke there will be information desks, partici-patory actions, music and streetart. Go on a Sunday walk with your small groupn between 4 and 6 pm. If you don’t want to go out, you can follow the streams on twitch at home on your computer.

2) On Monday (8.3.) there will be a demo at 6pm after the Holzmarktspektakel by Frauen-Netzwerk Tübingen. Starting point is the market place. Be loud and colorful and combative. We want the demo to be sparkling so if you want to you canwear glitter clothes and make-up. Wheelchair assistance will be provided.

We ask you to always follow the Corona distance rules and wear a mask at both events.
Thank you!

Attached are sharepics, feel free to share diligently.
POLISH WOMEN ON STRIKE *** ABOUT:UTOPIA *** WOMEN DEFEND ROJAVA
*** TANTE HUBER *** LU 15 *** CATCALLS OF TUEBINGEN *** AMNESTY INTERNATIONAL *** QUEER FEMINIST TUEBINGEN *** EPPLEHAUS ***
INTERVENTIONISTISCHE LINKE *** FRAUEN*GRUPPE ZUMUTUNG

In detail you can expect on Sunday:
– Sternplatz: Action of the LU15
– Huberstraße: "AdventureCare" – politics and art about care,
corona, visions and vulvas @ Tante Huber
– Music live stream (as after show from 7 – 9 pm): „Aufstand aus der Küche“ kitchen talk with female* DJ artists and kitchen music live streaming from Tante Huber
https://youtu.be/ds9Gzun8L78
– Epplehaus: Video music stream on twitch (3-7 pm):
https://m.twitch.tv/epplehaustuebingen/profile
– Karlstraße: „Platz für Sorge“  participatory action in front of Epplehaus by Interventionistische Linke and Frauen*Gruppe Zumutung.
– Info desk by Women Defend Rojava
– Streetart and chalk all over the city

Am 19. Februar ist der rassistische Anschlag in Hanau ein Jahr her.

Am 19. Januar 2021 veröffentlichte die Initiative 19. Februar Hanau den folgenden Text. Mit der Veröffentlichichung auf unserer Homepage möchten wir diesen Text weiter verbreiten und uns den Forderungen anschließen.

 

„Wir klagen an und fordern Taten statt Worte:

Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen!

Wir trauern und erinnern uns. An Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin.

Am 19. Februar ist der rassistische Anschlag in Hanau ein Jahr her.

Am Jahrestag wird es in Hanau auch eine offizielle Gedenkveranstaltung mit dem Bundespräsidenten und dem hessischen Ministerpräsidenten geben. Wir werden viele anteilnehmende Worte hören, Betroffenheit und Verurteilungen der Tat. Was wir nicht hören werden, sind Antworten auf unsere vielen Fragen. Was wir nicht hören werden, sind Konsequenzen, damit sich das, was passiert ist, nicht wiederholt. Wir brauchen Taten statt Worte.

Ein Jahr danach sagen wir selbst, was nicht gesagt werden wird:

Wir sprechen über das Versagen der Behörden vor, während und nach der Tat, über die Schwerfälligkeit der Ämter bei der Unterstützung und Hilfe, und selbst beim Erkennen gravierendster Probleme – die Kälte der Bürokratie. Wir sprechen über das unverzeihliche Fehlverhalten der Sicherheitskräfte in der Tatnacht, über die Unwilligkeit und Schludrigkeit von Staatsanwaltschaft und Polizei bei den Ermittlungen, bei der Verfolgung von Spuren, bei dem Ernstnehmen neuer Bedrohungslagen, bei unserem Schutz. Wir sprechen über die wiederkehrenden Respektlosigkeiten und herabwürdigenden Gesten von Beamt:innen, Vertreter:innen von Behörden und Polizei gegenüber Angehörigen und Überlebenden und selbst gegenüber den Toten. Wir sprechen über den Normalzustand von institutionellem Rassismus.

Ein Jahr danach bedeutet für uns, wir klagen an.

Am 14.2. werden wir sprechen und in einer gestreamten Veranstaltung die Kette des Versagens nachzeichnen, die Bedingungen des Terrors benennen und den andauernden rassistischen Normalzustand anklagen.

Wir werden die Veranstaltung aufnehmen und übertragen. Wir laden alle ein, uns am 14.2., wenige Tage vor dem Jahrestag, zuzuhören wenn wir unsere Anklage vortragen. Wir werden Sequenzen unserer Anklage als Audio-Aufnahmen zur Verfügung stellen für alle Orte und Städte an denen ihr am 19. Februar sein werdet.

Wir wünschen uns nicht nur Beistand in der Trauer. Wir wollen mit euch gemeinsamen Druck entwickeln, um unsere Forderung durchzusetzen. Eine bittere Erkenntnis des letzten Jahres ist, dass all das was in Bewegung geriet, nur durch uns alle gemeinsam in Bewegung gesetzt worden ist.

Deswegen fordern wir Euch für den 19. Februar dazu auf, mit uns gemeinsam Zeichen zu setzen. Wegen der Pandemie können wir leider nicht mit allen zusammen kommen, so wie wir es brauchen und uns wünschen. Organisiert deshalb auf den Straßen und Plätzen eurer Städte und Dörfer Kundgebungen, Demonstrationen, Gedenkaktionen! Für politische Konsequenzen!

Die Namen der Opfer unvergessen machen. Ihre Namen sollen erinnern und mahnen, den rassistischen Normalzustand im Alltag, in den Behörden, den Sicherheitsapparaten und überall zu beenden. Der rassistische Anschlag war auch ein Ergebnis der rechten Hetze von Politiker:innen, Parteien und Medien. Behörden und Sicherheitsapparate haben ihn durch ihre strukturelle Inkompetenz und Ignoranz weder verhindert noch aufgeklärt.

Es sind diese fließenden Formen rechten Terrors, die in den Handlungen Einzelner ihre mörderische Zuspitzung und Folge finden und damit niemals Einzeltaten sind.

Schluss damit! Damit wir keine Angst mehr haben müssen, muss es politische Konsequenzen geben. Rassismus, egal in welcher Form, darf nicht mehr geduldet, verharmlost oder ignoriert werden.

Wir sind die Angehörigen, die Überlebenden, die Betroffenen. Wir haben dafür gesorgt, dass die Namen der Opfer bekannt sind – und nicht der des Täters. Wir waren unbequem und haben selbst recherchiert. Wir wurden vom Bundespräsidenten empfangen und von vielen anderen in Behörden und Gremien beschwichtigt. Wir wurden hingehalten. Wir haben nicht geschwiegen. Wir sind gereist, haben Treffen abgehalten, große und kleine, öffentliche und hinter verschlossenen Türen. Wir haben Öffentlichkeit geschaffen. Wir haben gelitten und uns gegenseitig getröstet, beruhigt und gestärkt. Wir sind sichtbar und unsere Stimmen sind überall zu hören. Wir sind vernetzt mit allen, die wissen und begreifen, dass Rassismus das Problem ist. Wir sind Berlin-Neukölln, Halle, Köln, Nürnberg, Mölln, Kassel, Wächtersbach. Wir sind Kesselstadt, das JUZ, die Initiative 19. Februar Hanau und viele mehr.

Wir stehen zusammen und kämpfen gemeinsam.

Gegen die Angst. Für das Leben. Erinnern heißt verändern!“

Quelle: https://19feb-hanau.org/

 

Weitere Texte und viles mehr der Initiative 19. Februar Hanau findet ihr auf ihrer Homepage unter https://19feb-hanau.org/

Wenn ihr die Arbeit der Initiative finanziell unterstützen wollt, findet ihr hier weitere Informationen.

Spendenaufruf: Smartphones für Geflüchtete auf Lesvos

Für wen sammeln wir?

Immer noch sitzen rund 20.000 Geflüchtete u.a. in dem berüchtigten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesvos fest. Ihre Lebenssituation ist alles andere als leicht: Zusammengedrängt in Sommerzelten oder selbstgebauten, provisorischen Hütten. Der Zugang zu Nahrung, sauberen Wasser und sanitären Anlagen ist ungenügend. Dadurch steigt die Gefahr einer COVID19 Erkrankung und der Verbreitung des Virus im Lager. Gleichzeitig haben die Menschen dort so gut wie keinen Zugang zu medizinischer und psychologischer Versorgung, sowie zu rechtlicher Beratung. Momentan dürfen (aufgrund von COVID19) täglich nur 100 Menschen, wenn sie eine entsprechende Genehmigung haben, das Lager verlassen.

Wofür werden Smartphones gebraucht?

Besonders in einer solch prekären Lebenssituation erhalten Kommunikation und Zugang zu Informationen einen hohen Stellenwert. Nicht nur in Zeiten dieser globalen Pandemie, kann der Austausch mit Angehörigen oder nahestehenden Personen eine stützende Funktion für den psychischen Zustand einnehmen. Gerade in der momentanen Phase der ständigen Ungewissheit und Anspannung ist der Kontakt mit Familie und Freund*innen jedoch besonders wichtig. Zudem hilft ein Smartphone Informationen über den komplizierten Ablauf des Asylverfahrens zu erhalten, Kontakt mit Anwält*innen und Unterstützer*innen aufzunehmen und so die Möglichkeit zu erhöhen, in diesem menschenverachtenden Asylsystem einen Aufenthaltstitel zu bekommen. Außerdem erlauben Smartphones mit Kameras den Nutzer*innen, wichtige Dokumente zu fotografieren und Situationen zu filmen. Abgesehen davon sehen wir es als unterstützenswert an, eine Kommunikations- und Informationsautonomie für alle Menschen zu ermöglichen – gerade für diejenigen, die marginalisiert und immer mehr entrechtet werden.

Unglücklicherweise fehlt vielen Menschen in und um Moria ein Smartphone.

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